Sonntag hatte das Wetter zunächst mit uns Erbarmen, es war klar und schön und die gesamte Engadiner Prominenz vom Piz Palü über den Piz Bernina mit Biancograt bis zum Piz Roseg zeigte sich in makellosem weiß. Ebenso waren die Ortler Alpen mit dem Dreigestirn Ortler – Zebru – Königspitze, aber auch Palon de la Mare und Monte Vioz klar zu sehen. Vor der Hütte lag Schnee, beim Abmarsch Richtung Piz Kesch knirschte jeder Schritt. Am Fuße der Porta Es-Cha (3008 m) zeigten sich dann erneut Probleme mit den Verhältnissen, der Felsaufschwung ist zwar mit Ketten gesichert, da aber teils Neuschnee und Eis drin lag erschien es uns ratsam zusätzlich mittels Fixseil zu sichern, ebenso im Abstieg zum Porchabiellagletscher. Der Gletscher war mit ca. 20 cm frisch eingeschneit, viele Spalten waren sanft überdeckt, ohne zu tragen, die Ostflanke des Piz Kesch war ebenfalls eingeschneit und teils vereist. Unter diesen Bedingungen entschieden wir uns den Piz Kesch auf ein anderes Mal zu verschieben und zur Keschhütte (2630 m) zum Kaffeetrinken zu gehen. Er wäre nicht mehr in einer akzeptablen Zeit machbar gewesen, denn wir mussten noch am selben Tag zurück zur Es-Cha Hütte, von dort absteigen und heimfahren. Zu Keschhütte geht es zunächst gut 30 Minuten über den Gletscher, wenn er blank ist braucht man unbedingt Steigeisen, da es steile Passagen unterhalb der Porta Es-Cha hat, wenn er Firnauflage hat unbedingt anseilen, tückische Spalten! Diese Weg ist gemäß Schweizer Wandermarkierung 'blau-weiss' gekennzeichnet und mit T5 eingestuft, was bedeutet das es sich um eine alpine Bergroute, vergleichbar einer L - WS Hochtour, handelt, die keinesfalls mit einer normalen Bergwanderung vergleichbar ist.
Beim Rückweg von der Keschhütte war das schlechte Wetter wieder da, Schneesturm peitschte über den Gletscher, unsere Spur war innerhalb weniger Minuten weg - aber das GPS leitet uns sicher wieder zur Porta Es-Cha, wo dann abgeseilt wurde. Das Herz eines jeden Winterbergsteigers schlug höher bei diesen Bedingungen!
Fazit: Die Chamanna Es-Cha (was letztendlich auch Keschhütte, nur auf Räterommanisch, bedeutet) ist eine sehr schöne, einfache Berghütte mit feinem Essen. Die Gipfel drum rum sind alle mehr oder weniger anspruchsvoll, auch bei guten Bedingungen. Meist weglos und generell mit leichten Kletterstellen garniert. In ältern Führern hören sich die Beschreibungen in der Regel besser an, da steigt man Firnfelder und -rinnen hoch, die es jedoch heute höchstens noch im Frühsommer gibt. Danach wird sehr bewegliches Gelände frei, das man beurteilen können muss! Der König des Gebiets ist natürlich der Piz Kesch (3417 m) mit der Keschnadel. In 3,5 - 4 Stunden von der Es-Cha Hütte wie von der Keschhütte besteigbar. Bei guten Bedingungen wenig schwierig, ist jedoch auch dann der Steinschlag in der Gipfelflanke ein zunehmendes Problem.
Internet:
www.sac-bernina.ch/htmls/huetten_es-cha.htm
www.steinmandl.de - Piz Kesch
www.gps-touren.ch - Touren - Bergün - Piz Kesch
www.sac-cas.ch/Ausbildung.105.0.html - Skalen
Bericht und Bilder: Kai Schroeder
