Diashow Klettersteige und Höhenwege in den Sextener Dolomiten (30.08. bis 03. 09. 2007) zurück zur Übersicht
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
BILD
Um wie viele Ecken musst Du gehen …

Klettersteige und Höhenwege in den Sextener Dolomiten erkundeten die Tourenführer Helmut Reinhard und Ingo Pfäffle zusammen mit 13 Teilnehmern im Sommer 2007. Vom 30. August bis zum 03. September ließen sie sich weder durch den anfänglichen Regen noch durch sich endlos hinziehende Wege bange machen. Sie wurden belohnt durch knackige Klettersteige und tolle Aussichten. Thorsten Albers berichtet:

Tag 1 (Donnerstag): Ja, wo sind sie denn?
Die Abfahrt morgens um 5 Uhr stellte einige von uns gleich mal vor die Frage, ob sie denn überhaupt am richtigen Ort warten. Kurz nach 5 waren wir dann auch schon zu dritt, dabei wollten wir doch insgesamt mit 15 Mann (und Frau) auf Tour gehen. Es stellte sich tatsächlich heraus, dass es noch einen weiteren Treffpunkt gab, von dem nicht alle wussten. Dort sammelten dann doch noch ein paar mehr Teilnehmer ein. Nach weiteren Zwischenstopps zum Aufsammeln der übrigen Teilnehmer waren wir irgendwann immerhin alle auf der Strecke.
Am Ziel angekommen: Regen. Auch eine knappe Stunde Warten und Kaffeetrinken half nichts. So haben wir die nächste Lücke im Regen genommen, die leider nicht lange hielt. Dann kam auch schon der erste Schock für mich: Regenschirmwanderer unter uns. Und ich dachte so was wäre tabu, aber man ist ja noch lernfähig. Nach einem gepflegten Aufstieg im Regen kamen wir dann alle ziemlich durchweicht an der Drei-Zinnen-Hütte (2405 m) an, der geplante Klettersteig musste erstmal gestrichen werden.
Die Hütte war ganz passabel und das Essen gut. In dieser Hütte waren wir noch drei Halbpensions-Verweigerer, und unsere leckeren und reichlichen Spaghetti ließen uns das auch nicht bereuen. Jetzt noch ein paar Gläschen Rotwein bei gemütlicher Unterhaltung … na, und irgendwann wird man dann vom Wirt ins Bett geschickt.

Tag 2 (Freitag): Um wie viele Ecken musst Du gehen …
Der Tag kann beginnen! Nach einem guten Frühstück und Dank gutem Trockenraum perfekt getrockneten Klamotten holen wir erstmal den am Vortag ausgelassenen Leiternsteig zum Toblinger Knoten (2612 m) nach. Für einige der erste Klettersteig seit langem wieder, war der nicht ganz einfache Steig (4 C/D) dann ein toller Einstieg J. Es gab keine Probleme, und so konnten wir dann nach dem Abstieg über den Feldkurat-Hosp-Steig auch gleich den nächsten Klettersteig angehen: Der Innerkofler De Luca Klettersteig hinauf zum Paternkofel (2744 m) führt teilweise durch einen in den Berg gegrabenen Tunnel hoch, was besonders für unsere größeren Teilnehmer Kopfeinziehen und teilweise Kriechen auf allen Vieren bedeutete. Aber was macht man nicht alles und dazu noch freiwillig. Vom Gipfel aus ging es dann weiter über Gamsscharte, Schartenweg und Forcella del Camoscina-Bödenscharte. Die Büllelejochhütte konnte dann kurz vor unserem Ziel nur noch wenige aufhalten, eine Erfrischung war auch in unserer Zielhütte in Aussicht. Aber dann zog sich der Weg doch noch … um die nächste Ecke ist dann bestimmt die Hütte? Oder erst zwei, drei Ecken weiter? Und dann kam doch irgendwann die letzte Ecke, und unser heutiges Etappenziel, das Rifugio Zsigmondy Comici (2235 m) war endlich in Sicht.

Italienisch für Bergsteiger, Teil 1:
Berg – il monte
Klettersteig – la via ferrata
Stein – il sasso
Seil – la cora

Tag 3 (Samstag): Wer hat vergessen, die Heizung an zu machen?
Den ersten Schock gab es an diesem Tag schon früh. Der Blick aufs Thermometer: 1°C. Nach dem Frühstück ging es dann bei tollem Wetter trotzdem los, der Alpini-Steig stand auf dem Programm. Um unserem Fußkranken eine Chance zu geben, bekam er 15 Minuten Vorsprung. Nach zwei Stunden hat er dann doch auf uns gewartet, mit einer 14-köpfigen Gruppe holt man eine Einzelperson eben doch nicht wieder ein, auch wenn diese recht langsam unterwegs ist. Wieder was, was unter dem Thema Erfahrung abgehakt werden kann. Der Alpini-Steig war dann wunderschön, ein einfacher und dafür lang gezogener Steig. Unterwegs gab es die berühmte Stelle, wo sich die Bänder von zwei gegenüberliegenden Wänden bis auf wenige Meter begegnen. Ein wirklich toller Anblick, wenn man aus der Schlucht heraus schaut und auf beiden Seiten jemand im Band steht.
Der Weg führt uns durch die Elferscharte (2650 m) zur Sentinellascharte (2717 m), wo wir erstmal gemütlich eine ausgiebige Pause einlegten. Hier konnte man mal sehen, wie fleißig die Berge in dieser Gegend im Krieg durchlöchert wurden, auch auf der Scharte war eine große Höhle gegraben. Von unserem Lagerplatz aus konnte man unsere Hütte für die nächsten zwei Nächte schon sehen, das Refugio A. Berti, ca. 850 m tiefer. Der Abstieg führt uns über den Grat einer Moräne, vom Gletscher konnte man unter viel Schutt noch an ein paar Stellen das Eis erkennen. Im groben Geröll machte uns einer unserer Leiter vor, wie man ohne größere Verletzungen einen Purzelbaum macht – allerdings völlig ungeplant.
Die Tagesetappe war diesmal etwas kürzer, und so waren wir schon um 15 Uhr auf der Hütte. Wir erfuhren, dass es das Abendessen erst um 19 Uhr geben sollte. Ohje! In der Hütte umgeschaut merkte man dann sofort, dass eine Grenze überschritten ist: die Grenze zwischen Süd-Tirol und Veneto. Alle Schilder in der Hütte sind nur noch auf Italienisch, und auch die Wirtsleute verstehen kaum noch deutsch. Und wenn unsere alten Herren dann noch mit schwäbisch kommen hört es mit dem Verständnis dann definitiv ganz auf J Dafür ist der Wein auf dieser Hütte günstiger zu haben, das liegt wohl auch an der Materialseilbahn.

Italienisch für Bergsteiger, Teil 2:
Wein – il vino
Einen (halben) Liter Wein, bitte! – Mezzo litro vino, per favore!
danke – grazie

Tag 4 (Sonntag): Großes Finale
Diese Nacht hat jeder mit seiner Decke gekämpft. Die Decken waren so schwer, man fühlte sich schon fast erdrückt. Und selbst wenn man sich exakt mittig drunter gelegt hat, hat sich die Decke dann doch heimlich wieder davon gemacht.
Nach dem Schock vom Vortag wagte es heute keiner, nach einem Außenthermometer zu suchen. Stattdessen ging es lieber gleich zum Frühstück. Nach allgemeinem Dopingmittel-Austausch fühlten sich schließlich alle in der Lage, den Nordgipfel der Sextener Rotwand (2936 m) zu erklimmen, zumal der nicht benötigte Teil des Gepäcks in der Hütte zurückgelassen werden konnte. So ging es wieder hinauf, den gleichen Weg den wir am Vortag abgestiegen waren, fast bis zur Sentinellascharte, bevor der Abzweig zum Zandonella-Klettersteig kommt.
Der Zandonella-Klettersteig ist schon recht schwierig (4C/D), trotzdem schafften alle den Anstieg, keiner löste einen größeren Steinschlag aus. Nach einigem Klettern erreichte man eine alte Stellung. Von hier aus ging es erstmal wieder Bändern entlang, bevor dann das letzte Stück zum Gipfel kam. Unterwegs waren wir noch skeptisch, was das Wetter anging, da doch sehr viele Wolken die Sicht eingeschränkt haben, aber auf dem Gipfel war davon nicht mehr viel zu sehen, wir konnten die Aussicht mit Dutzenden anderen genießen. Der Abstieg über den Nordsteig war dann doch etwas schwieriger als unsere Führer sich das gedacht hatten, aber nach nun so viel Übung musste auch hier keiner abgeseilt werden. Blöd war dann nur der Abstieg über ein großes Geröllfeld, das war recht mühselig. Nachdem das allerdings geschafft war, war der restliche Abstieg – derselbe wie am Vortag – schon Routine J. Nach 9 Stunden und 40 Minuten waren wir dann alle wieder sicher an der Hütte angekommen.

Tag 5 (Montag): Nix wie weg!
Am letzten Tag wollten wir zeitig nach dem Frühstück absteigen, um einen möglichst frühen Bus zu erreichen, der uns zu unserem Parkplatz fahren sollte. Drum wurde das Licht im Zimmer schon früh angemacht – zu nicht aller Freude – und die Rucksäcke schon vor dem Frühstück gepackt. Nach einem letzten Frühstück in den Bergen ging es dann also runter ins Tal, nur ein kleiner Hügel stand noch im Weg und musste überwunden werden. Für eine Pause nahmen wir uns unterwegs keine Zeit, aber dafür haben wir tatsächlich den geplanten Bus erreicht. Um die gewonnene Zeit sinnvoll zu nutzen, haben wir uns am Parkplatz gemütlich hingesetzt und etwas getrunken.
Nun galt es Abschied zu nehmen von den beiden, die hier noch eine Woche Urlaub dranhängen und sich von Gruppe erholen wollten J. Auf dem Heimweg gab es noch eine Pause in einer Pizzeria am Wegrand, und dann trennten sich auch die beiden Fahrzeuge.

Und was haben wir gelernt? Es war eine tolle Ausfahrt, mit gutem Zusammenhalt in der Gruppe. Der ein oder andere hat seine Grenzen erfahren, und alle wünschen sich ein baldiges Wiedersehen bei einem Abschlusstreffen. Ein großes Lob an unsere Tourenführer, Helmut Reinhard und Ingo Pfäffle, die uns sicher und wohlbehalten die Berge rauf und runter gebracht haben.