Diashow Alpine Schneeschuhtouren im Averser Hochtal (28.2. - 2.3.2008) zurück zur Übersicht
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Wer kennt Avers? Fragt man Skifahrer oder Snowboarder gibt's meist nur ein Stirnrunzeln, "Avers? Nie gehört". Doch Avers, speziell der letzte Ort Juf, ist eine Wintersportregion der Extraklasse. Mit 2130 m Höhe ist Avers-Juf der höchste dauerhaft bewohnte Ort Europas. Drum herum mehrere imposante 3000er von denen der Piz Platta mit fast 3400 m der König ist und nur bei allerbesten Bedingungen von sehr guten Alpinsten im Winter bestiegen werden kann. Avers bietet jedoch nur ein Miniskigebiet und nur wenige Loipenkilometer, dafür viel unberührte Natur und eine wunderschöne, weitestgehend unerschlossen Bergwelt. Für Skitourengeher und Eiskletterer ist Avers ein Geheimtipp, durch die Abwesenheit von Alpinskifahrern und Snowboadern herrscht hier auch eine wohltuende Ruhe.

Mitglieder der Bezirksgruppe Remstal der DAV Sektion Stuttgart beschlossen daher die Berge um Avers im Rahmen alpiner Schneeschuhtouren und Leitung von Kai Schroeder näher zu erkunden.

Nach der Anreise am ersten Tag war noch Zeit für eine Halbtagestour. Das Wengahorn (2848 m) sollte es sein. Herrliches Wetter, den Berg vor der Nase und eine dicke Spur, die den Hang hochzieht. Kartenstudium scheint gänzlich unnötig zu sein. Also geht's los von Juf, durch eine steile Rinne und anhaltend über mehr als 30 Grad steile Hänge hinauf. Aufgrund der noch sehr günstigen Lawinelage stellte diese Steilheit auch kein Problem dar, viel eher schon die Höhe des Gipfels, denn sie lag laut unseren Höhenmessern gut 150 m unter der Höhe des Wengahorns. Schnell war klar, wir stehen auf einem anderen Gipfel. An einer Abzweigung links statt rechts gegangen und schon landeten wir auf dem Mugmol (2625 m), statt auf dem Wengahorn. Immerhin der Name unseres Gipfels war recht originell. Allerdings waren wir alle noch recht fit und somit war nun endlich tatsächlich Kartenstudium angesagt, verbunden mit der Frage: "Gibt's noch einen weiteren Gipfel, den wir von hieraus ersteigen können". Der Gipfel war schnell gefunden, das Jufer Horn (2967 m). Passte schon vom Namen ganz gut, allerdings war dorthin eine unangenehm steile Querung zu bewältigen. Die letzten Meter zum Gipfel gingen dann noch über teils vereiste Felsen. Somit gab's schon am ersten Tag eine richtig ausgiebige Tour durchaus alpineren Zuschnitts.

Gibt es in Avers einen Geldautomaten? Ein klares "Nein", denn hier gibt's fast nichts was der verwöhnte Remstäler gewohnt ist. Da einige Teilnehmer eine deutliche Leere im Geldbeutel verspürten stellte sich die Frage, fahren wir nur wegen eines Geldautomaten nach Andeer oder Splügen, jeweils gut 40 Km, oder verbinden wir das dann gleich mit einer Tour. Zweites erschien uns sinnvoller und so war dann am zweiten Tag ein Berg im Rheinwaldgebiet das Ziel. Wir wollten das kecke Hörnchen des Lorenzhorn (3048 m), Modell "Schweizer Gipfeli" von Hinterrhein (1610 m) aus erklimmen. Anfangs ging's steil über Südhänge hinauf zu Chilchalpe. Der jetzt schon weiche Schnee ließ nichts Gutes für den Abstieg erahnen. Nach der Chilchalpe ließ die Steilheit des Geländes nach, es waren nun eher kurze steile Aufschwünge gefolgt von mäßig steilem Gelände zu bewältigen und der Schnee wurde mit zunehmender Höhe angenehmer. Wir hielten exakt Kurs auf die Chilchalplücke, zwei Schnellere voraus, von denen der erste trotz klarer Ansage von Kai meinte den Weg zum Chilchalphorn, statt zur selbigen Lücke einschlagen zu müssen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen fand die Gruppe dann wieder zusammen, das Lorenhorn war nun zeitlich nicht mehr machbar, also gingen nun alle über den schönen Ostgrat aufs Chilchalphorn (3039 m), auch ein netter 3000er, allerdings ohne ein keckes Hörnchen oben drauf. Nix war's also mit dem "Schweizer Gipfeli" und der Verursacher hatten seinen neuen Namen weg: "No-Lorenzo"!

Die Fahrerei des zweiten Tag war doch recht zeitaufwendig und somit stand fest, dass wir am dritten Tag definitiv erneut direkt von Juf aus starten wollen, Gipfel hat es dort weiß Gott genügend. Die Wahl fiel dann auf den Piz Surpare (3078 m) und als Zugabe evtl. noch den Uff da Flüh (2774 m). Zunächst ging es über schon recht weichen Schnee einen Südhang hinauf zum Stallerberg. Auch hier war leider wieder mit sehr sulzigem Schnee im Abstieg zu rechnen. Danach war der Schnee dann besser und die Tour ging durch eine beindruckende Hochgebirgslandschaft über steile Hänge, zum Schluss bis gut 40 Grad zum Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln des Piz Surpare. Der westliche ist mit 3078 m der höhere, also ging's auf diesen in leichter Blockkletterei hinauf. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Wind immer stärker und erreichte auf dem Grat teils Orkanstärke. Es war nun Vorsicht geboten, denn trotz des reichhaltigen Frühstücks drohte es uns glatt umzuhauen. Den harten steilen Schneehang gingen wir dann an einem kurzerhand gespannten Fixseil hinab und sputeten uns zurück zum Stallerberg, denn der Uff da Flüh sollte schon noch mitgenommen werden. Zu dem Sturm gesellte sich nun noch Schneefall und so war es auf dem Uff da Flüh dann alles andere als gemütlich. Ein Gipfelfoto wurde gemacht und nichts wie runter.

Die Nacht über schneite es beständig, morgens gab es knapp 15 cm Neuschnee, die Sicht war schlecht. Da alle mit den Touren der letzten Tage und den fünf Gipfeln sehr zufrieden waren entschieden wir spontan auf eine weitere Tour zu verzichteten und stattdessen eine LVS-Übung im Tal des Jufer Rheins zu machen. Kaum dort angekommen schien auch wieder die Sonne und uns erwartete eine märchenhaft schöne, verschneite Landschaft. Den Ausklang konnten wir dann mit Kaffee und Kuchen auf der Terrasse unseres Quartiers, dem Gasthauses Edelweiß in Juf, verbringen.

Das Fazit der Tour: Avers bietet eine sehr schöne Bergwelt für die Winterbergsteigerei, leider war es bei uns jedoch etwas zu warm. Unser Wirt meinte, es wäre eher so wie sonst Mitte / Ende April. Machen konnten wir doch einiges, in Zahlen ausgedrückt: knapp 4000 Hm und 5 Gipfel. Letztlich bleibt auch die Erinnerung an eine sehr harmonische und homogene Gruppe, welcher "No-Lorenzo" ein paar Erlebnisse bescherte an die man sich auch in Jahren noch schmunzelnd zurück erinnern wird. wird.

Infos im Internet:

Gasthaus Edelweiß in Juf: Das einzige Gasthaus in Juf, günstig (Lager und Zimmer) und sehr gute Küche
http://www.juf2126.ch

Infos zu Region:
http://www.viamalaferien.ch

Bericht und Bilder: Kai Schröder

Kai's Bildergeschichte von Avers
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