Diashow Mit Fahrrad und Bergstiefel vom Remstal zur Zugspitze (17.07. - 22.07.) zurück zur Übersicht
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Vom Remstal auf die Zugspitze nur mittels der eigenen Muskelkraft-nämlich mit dem Rad von Fellbach bis zur Reintalangerhütte (1369 m) und danach zu Fuß auf die Zugspitze (2964 m): diesen Wunsch haben sich die Teilnehmer (sechs wagemutige Männer und zwei tapfere Frauen) der Tour von Kai Schroeder erfüllt. Unser Tourenleiter Kai hatte diese skurrile Idee bereits seit einigen Jahren, aber erst von Donnerstag, 17.07. 2008 bis Dienstag, 22.07.2008 konnte sie realisiert werden.

1.Tag: Von Fellbach nach Heidenheim oder "Der Tag des großen Regens"

Morgens um 8.30 war Treffen und Abfahrt am Fellbacher Bahnhof. Bei bedecktem Himmel (kein blauer Fleck war am Himmel sichtbar) ging es mit dem Rad los Richtung Rems. Bereits nach wenigen hundert Metern Fahrt begann es schon zu tröpfeln und es sollte noch schlimmer kommen. Tapfer radelten wir an der Rems entlang über Schorndorf bis nach Schwäbisch Gmünd; mittlerweile bei strömendem Regen. Der Baggersee in Plüderhausen fand bei diesem hässlichen Wetter keine Beachtung durch uns. Nach 50 km war eine Pause in Schwäbisch Gmünd fällig. Völlig durchnässt haben wir uns erst mal in einem Café in der hübschen Altstadt bei einer warmen Latte Macchiato aufgewärmt. Der wunderbare Händetrockner auf der Toilette wurde zum nasse Socken trocknen missbraucht. Mittlerweile hatte es draußen aufgehört zu regnen und wir setzten einigermaßen getrocknet und frohen Mutes die Tour fort in Richtung Schwäbische Alb. Doch leider sollte unsere Freude nicht von Dauer sein: bereits kurz nach Schwäbisch Gmünd hatte das Wetter bemerkt, dass wir wieder unterwegs waren und gab uns Wasser. Den Remsursprung ließen wir bei diesem Regenwetter links auf der Strecke liegen und widmeten uns der ersten Bergetappe: jeder fuhr dort mit seinem eigenen Tempo rauf. Nach insgesamt 80 km Fahrt im Regen war unser Pausenziel der Gasthof Wental in Bartholomä. Die Bedienungen machten keinen besonders erfreuten Eindruck, als wir zu acht völlig durchnässt ankamen und auf dem spiegelblanken glänzenden Boden riesige Pfützen hinterließen. Nach dieser Pause hatte das Wetter nun endlich Erbarmen mit uns und es hörte tatsächlich auf zu regnen. Die Abfahrt durch das landschaftlich reizvolle Wental konnten die meisten von uns nur mit klappernden Zähnen genießen, da es uns durch den ganzen Regen doch recht kühl war. Nach einem mäßigen Anstieg waren wir dann bald in unserer Unterkunft im Naturfreundehaus Heidenheim, wo wir uns warm duschen, die triefenden Klamotten im Trockenraum aufhängen, was Leckeres essen und regenerierten konnten. Pensum: 100 km, fast ohne Pausen wegen des Wetters und daher einen Schnitt von knapp 20 km/h; 900 Hm.

2. Tag: Von Heidenheim nach Königsbrunn oder "Der Tag der Pannen"

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, waren wir glücklich, dass es morgens um 8.30 h beim Start nicht mehr regnete. Leider hatte das Hinterrad von Erik einen Platten. Daher machten sich unsere Technikfreaks an die Arbeit und wechselten den Schlauch, so dass wir nach einer halben Stunde starten konnten: nun hatte es wieder begonnen zu regnen. "Nun ja", sagten wir uns, "bei schönem Wetter kann ja jeder radeln", zogen dann routiniert und mit einer stoischen Ruhe unsere Regenklamotten an und fuhren los. Allerdings regnete es nur knapp eine Stunde lang und wir konnten die Fahrt durch das malerische Eselsburger Tal an der Brenz entlang genießen. Vor Gundelfingen ging es durch eine ganz romantische Waldlandschaft mit reizvollen Kanälen. Die erste Pause war in Gundelfingen, einschöner bayerischer Ort mit nettem Ortskern. Dort gab es einen Wochenmarkt mit einem Fischstand: die Fischverkäuferin machte mit uns das große Geschäft: fast jeder von uns verleibte sich erst mal ein Fischbrötchen ein; danach noch aus der Bäckerei Brezeln, Nudelsuppe in der Pizzeria und als Nachtisch noch ein Eis: eine brisante Mischung, wie wir auf der Weiterfahrt feststellen konnten; Fische schwimmen halt doch etwas lange im Magen rum. Wir wollten in Augsburg in einem Biergarten Rast machen, aber 18 km vor Augsburg waren die meisten von uns etwas schlapp und unmotiviert und brauchten eine Pause. Leider gab es an Ort und Stelle keinen offenen Biergarten (diese waren wegen der schlechten Witterung geschlossen), so dass wir völlig unterzuckert eine Bäckerei "überfallen" haben und uns mit Cola, süßen Stückchen, Plundergebäck etc. eingedeckten. Alle hatten kräftig eingekauft, außer Olaf: er wollte das im Biergarten nachholen. Nach dieser Attacke waren wir in der Lage weiter nach Augsburg zu radeln um dort in einen Biergarten zu gehen. Kaum waren wir in Augsburg eingetroffen, gab es einen lauten Knall. Nanu? Hat da jemand auf uns Radfahrer geschossen? Nein, es war nur der Schlauch von Eriks Hinterreifen: der ist geplatzt, weil der Mantel porös war! Somit suchte Erik statt eines Biergartens erst mal einen Radladen auf – und wir anderen landeten in einer Kaschemme mit dem Namen "Bierquelle"- welche sich schon erheblich von einem Biergarten unterschied. Durch diese Aktion in Augsburg waren wir fast 2 Stunden beschäftigt. Als wir dann die letzten 10 km von Augsburg nach Königsbrunn durch die Lech-Auen radeln wollten, setzte mal wieder ein heftiger Wolkenbruch ein, den wir unter einer Brücke abwarteten und unsere "geliebten" Regenklamotten anzogen. Kurz vor Königsbrunn kamen wir an wunderschönen Badeseen vorbei; aber bei Regenwetter ist das leider nix. Unsere Unterkunft in Königsbrunn erreichten wir erst um 18.30. Unser zweiter Radeltag begann und endete jeweils mit Regen und einer Radpanne: das hat ja auch was – so eine Regelmäßigkeit, oder? Pensum: 113 km; 700 Hm.

3. Tag: Von Königsbrunn nach Saulgrub oder "Der perfekte Radtouren-Tag"

Endlich hatten wir das Wetter, welches wir seit langem verdient hatten: nämlich einen perfekten Sommersonnentag. Nach reichhaltigem Frühstücksbüffet, welches keine Wünsche offen ließ, radelten wir die ersten 30 km am Lech entlang nach Landsberg am Lech. Hier machten wir unsere erste Pause; wir kehrten in einem gemütlichen Straßencafé in der malerischen, beschaulichen Altstadt mit bunten Häusern ein und erstmals stellte sich so was wie Urlaubsfeeling ein. Bei Reggae-Musik, Milchshakes und Kaffee genossen wir das wunderbare Wetter. Von Landsberg ging es dann weiter nach Schongau; ebenfalls ein hübscher Ort mit mittelalterlichem Zentrum, in welchem an diesem Tag ein Kuriositäten-Markt weilte, gerade das Richtige für uns. Allerdings beschränkten wir uns beim Einkaufen auf essbare Sachen; zusätzliches Gepäck sollte man beim Radwandern vermeiden. Dafür kehrten wir im hiesigen Eiscafé ein und befriedigten unsere negative Zuckerbilanz. Wir fuhren weiter durch eine relativ hügelige Landschaft, die uns noch mal einiges an Kraft und Durchhaltevermögen abverlangte. Und zufällig kamen wir auch noch an einem Badesee vorbei: da hieß es "anhalten und reinspringen". Tatsächlich sind nur wir zwei Frauen in den See schwimmen gegangen; die Männer hatten nur noch den Biergarten im Kopf bzw. laut Herry war das Wasser im See zu warm; also nur was für uns Frauen. Glücklicherweise gab es an dem See auch einen Kiosk, an welchem die Männer "geparkt" werden konnten, während wir unsere müden Knochen im See entspannen lassen konnten. Nach dem Badesee sollte die Landschaft weiterhin voller Hügel und Überraschungen bleiben; laut unserem "Orakel" Günther mussten wir insgesamt 5 Berge überwinden: was sich tatsächlich bewahrheiten sollte. Kurz vor dem Biergarten bei Aschau gab es eine wunderbare Bergabfahrt; Herry gewann die Wertung fürs Bergab fahren mit 61 km/h. Dann rollten wir im Biergarten ein: endlich ein Biergarten; wo wir doch schon gestern so gerne in einem solchen eingekehrt wären! Vom Biergarten aus ging es dann nur noch 80 Hm hoch nach Saulgrub (O-Ton Olaf: Dafür, dass es nur noch bergab geht, geht es aber noch ganz schön bergauf" und O-Ton Günther: "Das schwächste Glied nach 3 Tagen Radeln ist der Hintern; und den kann man sich noch nicht mal massieren lassen!"). Im Naturfreundehaus Saulgrub fand ein Open-Air-Konzert mit Cover-Band aus dem Umland statt; mit riesiger Bühne. Da es jedoch nur gegrilltes Fleisch und Wurst zu essen gab (eindeutig zu wenig für uns Radler) gingen wir im Ort Saulgrub in eine Pizzeria unter türkischer Leitung und schlugen uns die Bäuche voll. Zum Einschlafen gab es dann Life-Musik von einer ACDC-Coverband - der Sänger legte sich für uns echt ins Zeugs und kletterte sogar an der Bühne hoch! Einige wenige von uns konnten bis 4 Uhr in der Nacht die Aufräumarbeiten verfolgen; andere hörten nachts schon wieder Regengeräusche. Nun ja, dachte sich so mancher von uns: was in der Nacht an Regen runterkommt, das ist dann am Morgen schon nicht mehr da. Pensum: 105 km; 980 Hm

4. Tag: Von Saulgrub über Garmisch auf die Reintalangerhütte oder "Ein Tag nur für "echte" Männer"

Die Theorie mit dem Regen in der Nacht sollte sich leider nicht bewahrheiten: es blieb für den Morgen noch viel zu viel Regen für uns und den Tag übrig. Nach einem Katerfrühstück rollten wir mit Regenjacken, Regenhosen und betretenen Gesichtern durch das normalerweise höchst reizvolle Naturschutzgebiet Murnauer Moor runter nach Eschenlohe. Da Sonntag war und wir in Bayern weilten, begegneten uns einige "Eingeborene" im Trachtenanzug auf dem Weg zum Hochamt – ein köstlicher Anblick! Fast wäre es schlimm ausgegangen: auf dem Gehweg lag ein toter Dachs; Kai bremste weil er das Tier anschauen wollte, Marcus reichte es nicht mehr rechtzeitig zu bremsen, er konnte nicht mehr ausweichen, prallte mit Kai zusammen, stürzte vom Rad und fiel auf die Strasse, ein Auto kam, konnte aber noch glücklicherweise ausweichen. Außer einer Prellung am Knie und einer Speiche weniger radelte Marcus unverzagt weiter durch den Regen. Ab Eschenlohe hörte der Regen dann endlich doch auf und es ging an der Loisach entlang auf einem herrlichen Radweg nach Garmisch Partenkirchen. Dort fuhren wir direkt zum Bahnhof, wo wir unsere Zugtickets für die Rückfahrt am Dienstag kauften und den Bäckerladen plünderten. In Garmisch stellte sich bei mir schon so was wie eine kleine Siegerfreude ein nach dem Motto "Ziel erreicht"; doch das sollte sich als trügerisch erweisen, denn jetzt hieß es noch 17 km zur Reintalangerhütte bewältigen; das klingt nicht weit, aber es waren noch 800 Höhenmeter, die zu bewältigen waren. Ab der Skisprungschanze führt ein Weg an der Partnachklamm entlang mit bis zu 27% Steigung. Einige von uns kannten diese Strecke bereits von einer früheren Bike-and-Hike-Tour von Kai. Allerdings sieht das mit Mehrtagesgepäck, Wanderausrüstung und Hüttenzeugs, mit bereits 350 km in den Beinen nach 3,5 Tagen Radeln nochmals anders aus; kaum jemand von uns ist die Strecke ganz durchgefahren; außer Erik. Wir Mädels haben fast nur noch geschoben und uns an der Bockhütte spontan entschlossen die Räder dort stehen zu lassen; alles in den Rucksack umzupacken und dann auf die Reintalangerhütte zu wandern. Unsere "echten" Männer sind bis zur Reintalangerhütte hoch geradelt und noch vor dem Gewitter mit Hagelschauer trocken auf der Hütte angekommen; uns Mädels hat das Unwetter leider voll erwischt. Dafür wurden wir auf der Hütte mit einer warmen Dusche entschädigt; da ist man doch gerne ein Weichei und genießt es, dass es so was auf einer Berghütte gibt! Abends spielte der Hüttenwirt Hackbrett, Olaf begleitete ihm mit der Gitarre und der ehemalige Sherpa Gyalzen sang die bekannte nepalesische Weise "Tirili" und alle waren erschöpft und zufrieden. Pensum: 54 km; 1.165 Hm.

5. Tag: Von der Reintalangerhütte auf die Zugspitze und wieder zurück oder "Unser großes Ziel"

Um 5.45 h gab es den legendären Hütten-Weckruf im 3/4-Takt mit Akkordeon und nach dem Frühstück stiefelten wir um 6.45 h los Richtung Knorrhütte. Hier kehrten wir nach knapp 1,5 h ein zum Aufwärmen. Während wir in der Knorrhütte bei warmen Getränken saßen, regnete es mal wieder, diesmal allerdings Regen mit Schnee durchsetzt; beim Weiterlaufen hörte der Regen dann glücklicherweise auf. Unser Weg führte übers Platt zum Sonn Alpin, ab 2.400 m Höhe liefen wir im Schnee. Auf der Skifahrerhütte Sonn Alpin gab es die beliebten leistungsstarken Föhns auf der Toilette, um die verschwitzten Sachen zu trocknen. Nach dieser Rast wurde es dann draußen Ernst: es waren winterliche Bedingungen. Auf der Höhe vom Schneeferner Haus setzte ein Schneesturm ein, dieser gab unserer Unternehmung wirklich eine abenteuerliche Note. Ohne die entsprechende Ausrüstung wie Windjacken; Handschuhe, Bergstiefel etc. hätten wir hier echt alt ausgesehen, und wir dachten an die armen Bergläufer, die eine Woche zuvor sicherlich die gleichen widrigen Bedingungen beim Hochlaufen auf die Zugspitze hatten; aber halt nicht die Ausrüstung wie wir. Kurz vor dem Gipfel rissen die Wolken wenige Minuten auf und die Sonne kam kurz raus, so dass wir wenigstens runter auf Ehrwald schauen konnten: was für ein Gefühl!!! Um 11.30 h erreichten wir den Gipfel: wegen des schlechten Wetters waren kaum Seilbahntouristen auf der Plattform; dafür fuhr jedoch eine Schneefräse oben rum. Wir huschten schnell für das Gruppenbild im Nebel auf das Gipfelkreuz: alle von uns hatten das Ziel erreicht, und wir waren mächtig stolz! Wir hatten Glück, dass wir für das Gipfelbild noch rüber zum Gipfel durften, nach uns hatte der Mann mit der Schneefräse das Verbotsschild "Gipfel geschlossen" vor den Durchgang gehängt. Wir stärkten uns danach im unfreundlichen, aber warmen Münchner Haus mit diversen Speisen wie heißen Suppen und Getränken; Weißwürsten etc. bevor wir uns wieder auf den langen Rückweg zur Reintalangerhütte machten. Unterwegs kam uns der Herry abhanden, doch zum Glück wurde er nicht entführt, so dass wir am Abend alle wieder bei der Hausmusik in der Reintalangerhütte beisammen sitzen konnten. Pensum: 1.850 Hm; 9,5 Stunden.

6. Tag: Von der Reintalangerhütte nach Stuttgart

Auch am Rückreisetag blieb uns der Regen nicht erspart, so dass wir von der Reintalangerhütte im Regen runter nach Garmisch zum Bahnhof rollten. Die Strecke von der Hütte nach Garmisch wird im Moser Bike Guide mit der Höchststufe für technische Schwierigkeiten, fünf, bewertet. Trotz des rutschigen Untergrunds genossen die Männer ihre Abfahrt ab der Hütte auf traumhaften Trails. Da Herry bisher noch unfallfrei war, die Hüttenbedienung jedoch warnte: da ist schon mal ein Mountainbike in die Partnach gestürzt von dem man in Garmisch nur noch einen Knochen fand und Günther orakelte, "wenn das Herry passiert, dann kommt in Garmisch ein sich ständig bewegender Kiefer an", stand also noch etwas aus bei der Abfahrt - ein Sturz von Herry! Und so kam's tatsächlich, allerdings ohne schwimmende Kiefer, dafür mit einigen blauen Flecken und Schürfungen am Körper. Herry nahm's gelassen und zugleich als Anlass über allerlei möglich Verletzungen im Bauchraum zu philosophieren.

Ich glaube alle von uns waren froh, dass wir zurück mit dem Zug in 4 Stunden nach Stuttgart fahren konnten und die Strecke nicht wieder mit dem Rad bewältigen mussten. Bis auf Erik hatten wir alle Muskelkater. Es war eine sehr schöne Tour durch reizvolle Landschaften; ein echtes Erlebnis.

Vera Kühn