Diashow Allegra Engadina
Alpine Schneeschuhtouren im Oberengadin 11.03. – 14.03.2009
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Die leuchtenden Gipfel der Bernina, Piz Palu, Piz Bernina oder auch Piz Roseg, waren natürlich nicht die Ziele dieser Ausfahrt der DAV Bezirksgruppe Remtals unter Leitung von Kai Schroeder und Ingo Pfäffle. Sie hätten den Anspruch alpiner Schneeschuhtouren im Rahmen einer Sektionsausfahrt weit überschritten. Diesen 'Festsaal der Alpen' von der Ferne aus anzuschauen war allerdings schon geplant, ebenso wie die Besteigung durchaus anspruchsvoller Gipfel wie dem Il Chapütschin (3386 m) oder dem Piz Tremoggia (3441 m). Ersteres erfüllte sich tatsächlich in aller Pracht, bei Zweiterm machte uns die Lawinenlage und zeitweise auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Flexibilität in der Tourenplanung war also genauso wichtig wie sehr besonnenes und risikobewusstes Vorgehen. Ein launinger Bericht zu dieser Ausfahrt von Michael Früh.

Mittwoch, 11. März 2009, Lawinenwarnstufe 3
Die Fahrt über den Julierpass von Bivio kommend wird zunehmend zum Glücksspiel. Ich verkneife mir den Kommentar über Jochens abgefahrene Hinterreifen, wenigstens haben wir ja vorne Profil. Mehrere liegengebliebene Fahrzeuge und die überschneite Fahrbahn sorgen dafür, dass es spannend bleibt. Jetzt bloß nicht stehenbleiben. Schließlich sichten wir Kai am Parkplatz La Veduta und der Passat sinkt satt in den Neuschnee am Straßenrand. Schwein gehabt, da sind ja auch schon die anderen. Ingo montiert fluchend die Schneeketten. Vielleicht schaffen wir es ja sogar aus eigener Kraft. Es geht langsam, aber es geht, schließlich kommen wir am Julier Hospiz (2237 m) an und man nimmt erstmal einen Kaffee zu sich. Gutaussehende blonde Bedienung. Später dann der Ausrüstungscheck. Wir schnallen die Schneeschuhe an. Über einen Rücken geht es Richtung Val d’Agnel. Der Wind pfeift abartig. Ich ziehe die Gesichtsmaske hoch. Was sich anfangs noch als sonnige Genusstour angekündigt hat wird zunehmend zum Orientierungsmarsch im Schneetreiben. An den Piz Campagnung (2826 m) ist nicht mehr zu denken. Auf ca. 2600 m machen wir kehrt. Einchecken im Hotel Alte Brauerei in Celerina. Später improvisierte Verschüttetensuche mit LVS-Geräten und Sonden auf der überschneiten Eisstockbahn, der Platzwart ist etwas verwundert. Abends am Buffett „all you can eat“. Es gibt Ministrone und Kalbfleisch, zum Nachtisch Tiramisu.

Donnerstag, 12. März 2009, Lawinenwarnstufe 3
Wir fahren auf den Passo del Bernina mit seiner berühmten Bahnstrecke. Beeindruckend was in punkto Schneeräumen von den Schweizern geleistet wird. Bis zu 5 m hohe Schneewände links und rechts der Straße, ebenso an der Bahn. – 10 Grad auf der Passhöhe. Vom Ospizio (2323 m) aus gehen wir durch eine ausgefräste Feldwegeinfahrt ca. 100 hm hinunter zu dem als solchen nicht erkennbaren gefrorenen und überschneiten Lago Bianco. Danach südlich ins Gelände. Es geht knackig hoch. Wir bilden 3 Gruppen. Vor dem kleinen Gletscher wird angeseilt. Der schneidige Wind sorgt dafür, dass ich an Pause keinen Gedanken verschwende. Ziel ist der Wintergipfel des Sassal Mason (2988 m). Größte Vorsicht erfordert am Gipfel die Überwächtung der Südwestabbrüche. Nach einem neuen Rekord in Sachen kürze der Gipfelpause geht's wieder abwärts. Ich rutsche mehr auf dem Hosenboden als dass ich absteige. Es geht nicht nur mir so. Das Seil ist nicht wirklich eine Hilfe. Plötzlich Wurfgeschoss von oben, die Thermoskanne von Dirk geht ab. Das wird wohl nichts mehr mit dem Jägertee. Ich merke, dass ich wenig trainiert habe. Am Ospizio werden die Knochen aufgewärmt und Heißgetränke konsumiert. Abends gibt es Pasta und die obligate Fleischportion. Ich schenke mir den Nachtisch.

Freitag, 13. März 2009, schon wieder Lawinenwarnstufe 3
Es ist wie in den vergangenen Tagen gutes Wetter angekündigt. Wir fahren nach Sils und lassen die Fahrzeuge im Parkhaus. Die Gruppe wird geteilt. Die vermeintlich Hartgesottenen (Edith, Heike, Günther, Jochen und Micha) sind der Auffassung, sie könnten mit Kai die lange Tour zum Piz Salatschina gehen. Die Übrigen stehen mehr auf einen Wellness-Trip mit Ingo. Der Tag lässt sich gut an. Ein kauziger Talbewohner gibt uns noch gute Ratschläge mit auf den Weg. Ratschläge sind ja bekanntlich auch Schläge. Vom südlichen Ortsausgang (1860 m) queren wir eine Kuhweide und steigen südwestlich über eine Skiroute und lockere Hangwälder aufwärts zur Muott ’Ota. Auf dem Kamm südlich über die drei Gipfel der Muott' ota (2329, 2448 u. 2640 m). Bei strahlendem Sonnenschein legen wir eine Rast ein und lümmeln uns faul im Schnee. Wir müssen in die Osthänge absteigen und queren um nicht in zu steiles Gelände zu geraten. Kurzzeitig ist auch eine Umkehr im Gespräch. Kai spurt in dem anspruchsvollen Gelände vor. Schließlich doch Aufstieg zum Piz Salatschina (2824 m), wir steigen bis zum Gipfel in Schneeschuhen durch, die Rucksäcke lassen wir in einem Depot. Edith ist als erste oben. Die überwächteten Westabbrüche flößen uns gehörigen Respekt ein. Es ist kurz nach 3 Uhr, gleißender Sonnenschein mit bestechender Fernsicht. Kai hat unterhalb des Gipfelaufbaus die Schneeschuhe gegen Steigeisen getauscht. Kein guter Tausch, wie er findet. Zurück geht es über die Osthänge mit stellenweise nicht unheiklen Passagen. Wir gehen mit 30 m Abstand. Aber der Guide findet immer einen Weg. Weiter unten schön pulverige Hänge im Fextal. Wir erreichen den Talgrund an der Langlaufloipe. Ich schlage ziemlich hart auf. Die Schneeschuhe können jetzt runter. Über den Weg und die Fahrstraße Gewaltmarsch über mehrere Gehöfte (Chalchais, Curtins) zurück nach Sils. Dort um 17 Uhr 30, ich bin so ziemlich am Limit, die Hauptgruppe sitzt bereits in Celerina beim Bier.

Samstag, 14. März 2009, und noch einmal Lawinenwarnstufe 3
Vom Krankenhausparkplatz in Samedan (1720 m) über Waldgelände und Forstwege zur Alp Muntatsch (2188 m). Ab Baumgrenze geht es über freie Hänge zum Cho d’Valetta (2493 m). Bilderbuchwetter mit atemberaubenden Ausblicken auf den „Festsaal der Alpen“ mit Piz Palü (3900 m), Piz Bernina (4020 m), Piz Scersen (3971 m), Piz Rosegg (3937 m) etc. Das Gipfelkreuz entpuppt sich als Sendemast. Bei einer ausgiebigen Gipfelrast wird eine von Vera mitgeführte Flasche Sekt verhaftet. Danach zügiger Abstieg nach Samedan und ins Ortszentrum zum Café Laager. Nicht unnette dunkelhaarige Bedienung. In gemütlicher Kaffeehaus-Atmosphäre klingt eine Tour nach meinem Geschmack aus.

Kai's Bildergeschichte (PDF, 2,6MB)

Text: Michael Früh
Bilder: Kai Schroeder
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