Diashow Ein Wochenende mit Schneeschuhen, Schaufeln und Strickzeug im Allgäu
21.03. – 22.03.2009
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Allgäu im März? Da sind Schneeschuhe nötig, keine Frage. Schaufeln auch. Die haben im winterlichen Gebirge ihre Funktion zwar meist im Bereich der Lawinenverschüttetensuche, kommen also außer bei Übungen eher selten zum Einsatz. Es geht aber auch anders! Und Strickzeug ist zumindest dann nicht verkehrt, wenn man beim Albert Hanchek auf der Schwarzenberghütte übernachtet. Doch der Reihe nach.

Eigentlich sollte die von Kai Schroeder ausgeschriebene Schneeschuhtour zur Pleisenhütte und Pleisenspitze im Karwendel führen. Die Verstrickungen dieser Tour begannen jedoch schon, als es zu einem Missverständnis bezüglich der Verbindlichkeit der Reservierung kam. Die Pleisenhütte war an diesem Wochenende voll und egal wie man es drehen oder wenden wollte, Platz für 10 gab's nicht mehr, egal ob mit oder ohne Strickzeug. Guter Rat war teuer, denn es musste eine vergleichbare Tour, mit der Option einer Schlittenabfahrt her. Von Stricken war zu diesem Zeitpunkt Gott sei Dank noch nicht die Rede. Nachdem fast alle Teilnehmer auch zu einem alternativen Ziel mitwollten war dieses schnell gefunden: die Schwarzenberghütte (1380 m) im Allgäu mit ihrem Hausberg, dem Großen Daumen (2280 m).

Samstag früh ging es dann zügig Richtung Allgäu. Das Giebelhaus ist von Hinterstein aus nur per Bus erreichbar. Dadurch herrscht eine himmlische Ruhe, frei von jeglichem Autoverkehr, in diesem Tal. Leider fährt der erste Bus so spät, dass nach der Ankunft am Giebelhaus kaum mehr an eine Gipfeltour zu denken ist. Wir haben daher beschlossen zunächst eine Tour von Unterjoch aus zu machen, dann nach Hinterstein zu fahren und einen der letzten Busse zum Giebelhaus zu nehmen. Von dort aus sind es dann zu Fuß noch etwas über 300 Hm zur Hütte.

Die erste Tour startete also kurz hinter Unterjoch hinauf zum aussichtsreich über Oberjoch gelegenen Jochschrofen / Ornach ( 1625 m). Schnell stellte ich heraus: die Gruppe ist äußerst fit! Über 500 Hm in knapp über einer Stunde können sich wahrlich sehen. Andererseits war nun der Zeitplan durcheinander, wir waren zu schnell! Was tun? Für eine verlängerte Gipfelrast war es zu windig. In solch einer Situation ist es immer gut noch ein paar Nachbargipfel zu haben. Also bestiegen wir nun mit dem Spieser (1651 m) und dem Großen Hirschberg (1644 m) alles was in greifbarer Nähe lag. 3 Gipfel an einem Tag und den Zeitplan wieder passend gemacht, was will man mehr. Im Abstieg gab's dann erste Versuche diesen zu beschleunigen: Puristen nutzten ausschließlich ihren Hosenboden, Perfektionisten versuchten es auch mal mit einer Plastiktüte.
Nach unterhaltsamer Busfahrt zum Giebelhaus (Busfahrerin: "rechts sehen Sie eine 80 m tiefe Schlucht" - aha, deswegen setzen die so alte Busse hier ein) folgte ein flotter Aufstieg zur Schwarzenberghütte der DAV Sektion Illertissen, auf der seit 24 Jahren Albert Hanchek als Hüttenwirt residiert.
Nachdem Albert seine reichhaltige Halbpension beworben hatte lag die Orderquote hierfür schnell bei 100%. Keiner zweifelte hier an Alberts Aussagen. Anders sah dies jedoch mit den gestrickten Mützen aus, die in der Hütte zum Verkauf auslagen. Albert behauptete steif und fest, er habe sie gestrickt. Das Misstrauen war groß. Beruhigt sich dieser Mann, der gut und gerne als Braumeister des Schwarzenbergs durchgehen würde, wenn's neben der Hütte eine Bauerei gäbe, tatsächlich mit Stricken? Ein Blick auf seine Hände, die sicher perfekt geeignet sind große und größte Knödel zu formen, ließ die Zweifel noch wachsen: können diese Hände stricken? "Nein" war die einhellige Meinung an unserem Tisch. "Doch" entgegnete Albert schon fast trotzig. Der Abend zog sich hin, Albert schaffte Essen heran bis wir kurz vorm Platzen waren. Danach spendierte er jedem einen Schnaps. Ob's gar ein Bestechungsversuch war, damit wir in ihm endlich den legendären Stricker aus dem Allgäu sehen? Wir wissen es nicht. Albert versorgte uns stets prompt mit Getränken aller Art, und war mal was zuviel da (zu wenig gibt es nicht!), dann trank er es halt selbst. Soweit so gut, oder auch schlecht, denn den Beweis des Strickens blieb er schuldig. Sein Angebot mit ihm in sein Privatquartier zu gehen, damit er zeigen kann, wie er strickt, galt nur für die weiblichen Teilnehmerinnen. Leider nahm es keine an. Doch was hätte schon passieren können? Nicht viel, denn Albert mit entblößtem Oberkörper kann einem auch nachts auf dem Weg zum Klo begegnen, wie eine Teilnehmerin beim Frühstück zu berichten wusste. Doch nach wie vor keine Klärung in Sachen Stricken. Also beschlossen wir erst mal den Großen Daumen zu besteigen.

Der Große Daumen (2280 m) ist der Hausberg der Schwarzenberghütte und zu ihm hinauf findet jeden Winter auch das legendäre Daumenrennen Sektion Illertissen statt. Auch Mitglieder der Bezirksgruppe Remstal der DAV Sektion Stuttgart nahmen daran schon teil. Seitdem sind wir auch die informelle "Ortgruppe Stuttgart" der Sektion Illertissen. Während bei diesem Rennen die Schnellsten die gut 800 Hm zum Gipfel in deutlich unter einer Stunden mit Tourenski zurücklegen, wollten wir es gemütlicher angehen lassen. 3 Stunden hatten wir eingeplant für den imposanten Aufstieg. Links die Laufbichelkirche, die insbesondere im Winter einem eisigen Dom gleicht, rechts der Hengst und weiter hinten der Kleine Daumen und im Hintergrund stets der Hochvogel. V.a. am letzten Hang zog sich die Gruppe etwas auseinander und kam einem Wurm gleich am Gipfel an: der vordere Teil in 2:15 h, der hintere in 2:30 h, in jedem Fall schon wieder zu schnell! Dieses Mal wurde die Zeit jedoch für eine ausführliche Vorstellungsrunde der uns umgebenden Berge benötigt, als da waren z.B.: Zugspitze, Höfats, Großer Krottenkopf, Hoher Ifen und Säntis. Als es an den Abstieg ging lautet die Devise schnell: Schaufeln raus! Nachdem sich Hosenboden und Plastiktüten tags zuvor nicht wirklich bewähren konnte wurde nun alles auf die Schaufeln gesetzt. Und siehe da, es ging. Leicht angefirnter Schnee auf harten Harschdeckel ergab eine schnelle und doch gut kontrollierbare Rodelbahn. Die ersten Versuche endeten bei einigen in Purzelbäumen, andere waren schon von Beginn an schneller als ihre eigene Schaufel - ist der klassische Hosenboden also doch im Vorteil? Eher nein, auf lange Sicht bewährte sich die Schaufel und so konnten wir die Strecke vom Gipfel bis zur Hütte fast in einem Zug runterschaufeln. Den obligatorischen Gipfelprosecco gab es denn auch erst, als alle Schaufeln wieder an den Rucksäcken hingen, denn merke: Alkohol verträgt sich schlecht mit Schaufeln.

Kaum an der Hütte angelangt beschäftigte uns erneut das Thema Stricken. Die Sache ist immer noch nicht geklärt. Aber es gibt einen Silberstreif am Horizont: nächstes Jahr wird Albert einen Strickkurs für uns anbieten, exklusiv für die Frauen zwar, aber immerhin. Für die Männer gäbe es ja genug schöne Gipfel in der Umgebung, meinte Albert.

So konnten wir uns also beruhigt jeder einen Schlitten bei Albert leihen und den Weg hinab zum Giebelhaus auf gut präparierter, nur leider etwas zu sulziger und dadurch langsamer Strecke angehen. Was Albert offensichtlich wusste, denn kurz vor der Abfahrt gab's für jeden nochmals einen Schnaps.


Was es noch zu berichten gibt:
1. Die Gruppe war in jeder Hinsicht spitze!
2. Das Wetter war super!
3. Maria ist eine sehr gute Strickerin!

Kai's Bildergeschichte (PDF, 2,5MB)

Text und Bilder: Kai Schroeder

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