Diashow Bericht Eiskurs II Taschachhaus/Pitztal 26.07. - 01.08.2009 zurück zur Übersicht
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Sonntag, 26. Juli in aller Herrgottsfrühe: Recht zerknittert habe ich mich aus dem Bett gequält und mich zum x. Mal gefragt, wieso ich mir kein anderes Hobby zulege, Töpfern oder so. Treffpunkt 6.45 h am Aldiparkplatz in Köngen. Nach und nach treffen die anderen Teilnehmer ein. Das einzige Mädel der Gruppe schaut recht verloren drein, so nach dem Motto: Wie bin ich nur in diesen Männerverein geraten? Aber zum Glück stoßen später noch zwei weitere dazu. Dann fahren wir recht pünktlich ab mit insgesamt 16 TeilnehmerInnen und 5 Führer. Die übliche Strecke über den Fernpass und der obligate Stopp an der OMV-Tankstellenraststätte in Nassereith. Zügig geht es weg ins Pitztal. Schon in Tieflehn am Gasthof wird Station gemacht, um die Rucksäcke, Beauty Cases und Squash-Taschen der Obhut der Materialseilbahn zu übergeben. Ich spare mir die 8 Euro Transportgebühr für die hochalpine Verkostung von Kaltgetränken auf und schleppe mein Geraffel selbst. Am Parkplatz der Gletscherbahn Mittelberg schließlich werden die Fahrzeuge geparkt und endlich kann der Fußmarsch zum Taschachhaus losgehen, das wir schon nach ca. 2,5 h erreichen. Die Hütte (2434 m) macht einen sehr guten Eindruck. (vor allem die Bedienung). Die abendliche Vorstellungsrunde offenbart die hochmotivierte Disposition der Teilnehmerschar trotz des einen oder anderen frühpubertären Wandertraumas. Ein opulentes Bergsteigeressen incl. Salat-Theke (die wir ab jetzt jeden Abend haben werden) rundet den Anreisetag ab.

Der nächste Tag bringt Bilderbuchwetter und den Einstieg in die Pitztaler Gletscherwelt. Nach gemütlichem Frühstück geht es direkt von der Hütte weg auf einen ausgeaperten Ausläufer des Taschachferners. Es werden Steigeisen angelegt, für einige das erste Mal. Dann wird in 5 Gruppen Steigeisen- und Seilschaftsgehen in allen Variationen und Geländeneigungen. geübt. Schließlich wird auch noch eine Abseilübung und anschließender Aufstieg an einer Steileisflanke geboten. Sicherung Top mit Eisschrauben. Am Nachmittag Rückmarsch zur Hütte, man lümmelt sich auf der Sonnenterasse bei Topfenstrudel und Kaffee. Abends Naturschnitzel mit Reis.

Nach einer heftigen Gewitternacht (Kaltfront) entschließt man sich tags darauf erstmal das vormittägliche Schlechtwetter auszusitzen. Dafür gibt es eine Indoor-Unterrichtseinheit Orientierung, Kartenkunde etc. Bussole und DAV-Planzeiger sind Trumpf. Gegen Mittag hat es sich ausgeregnet und wir marschieren ins Blockgelände in den Sexegertengrund hinter der Hütte, um die Grundlagen der Spaltenrettung mittels loser Rolle zunächst noch außerhalb vom Gletschergelände zu trainieren. An 3 Übungsstationen wird in 3er-Seilschaften rotierend geübt bis die Handgriffe sitzen. Nachdem wir schon am frühen Nachmittag durch sind, entschließe ich mich mit 4 anderen noch einen kleinen Spaziergang auf das nahegelegene Vordere Köpfle (2740) zu machen. Von dort aus grandiose Sicht auf die Ötztaler „Prominenz:“ Taschachwand, Brochkogel, Petersen-Spitze, Hochvernagt-Spitze, Wildspitze. Abends gefüllte Putenbrust mit Reis.
Es schließt sich ein Hüttenabend der etwas anderen Art an: Der Kufsteiner Extrembergsteiger und Bergführer Georg Kronthaler berichtet in einem beeindruckenden Filmvortrag über die Bergung seines tödlich verunglückten Bruders Markus vom Gipfelplateau des Broad Peak im Karakorum im Frühsommer 2007. Die erste geglückte Bergung eines Menschen aus über 8000 m.

Am nächsten Tag sind wir schon um 3.30 h auf den Beinen. Die Königstour ist angesagt: Die Wildspitze (3770 m), höchster Berg der Ötztaler Alpen und des österreichischen Tirols, nur 20 m niedriger als der Großglockner. Um halb fünf geht es mit Stirnlampen Richtung Taschachferner. Wir queren die flache apere Gletscherzunge und steigen auf der nördlichen Randmoräne Richtung Mittelberger Joch. Langsam wird es hell. Am Übergang zum Gletscher (auf ca. 3100 m) legen wir die Eisen an. FÜL Claus tritt rekonvaleszenzbedingt schon den Rückmarsch an. Er hatte sich bei einem ominösen nächtlichen Hüttenunfall (die genaueren Umstände sind unbekannt) sämtliche Zehen gestaucht. Wir wünschen gute Besserung und steigen mit nur 4 Führern und Seilschaften in den Gletscher ein. Wir queren unterhalb der steilen nördlichen Gletscherbrüche in südwestlicher Richtung. Auf einem flachen Stück dann der Klassiker: Wie schaffen es weibliche Seilschaftsmitglieder, für kleine Mädels zu gehen, ohne sich auszubinden? Irgendwie hat es jedenfalls geklappt und wir steigen über eine Steilstufe in das Gletscherbecken unterhalb des Gipfelaufbaus. Die letzten Höhenmeter verläuft der Aufstieg auf einem schotterigen Grat bis zum Hauptgipfel. Nach ca. 6 h erreichen die Seilschaften den Hauptgipfel, keine schlechte Zeit für eine so große Gruppe. Am Gipfel ist ziemlich viel Betrieb, kaum ein Stehplatz ist zu ergattern. Nach kurzem Fotostop gehen wir deshalb den stark überwächteten Grat zum überfirnten und menschenleeren Nordgipfel (3765). Dort erstmal Gipfeljause und ein spitzenmäßiger Fernblick vom Engadin bis zu den Hohen Tauern. Nur die Dolomiten hüllen sich in Wolken. Der Abstieg beginnt mit einer schotterigen Passage zurück zu unserer Aufstiegsspur und verläuft ansonsten recht unspektakulär. Um ca. 16 h sind wir zurück auf der Hütte. Mit Käse überbackene Rösti runden einen traumhaften Tag ab.

Tags darauf eine kleine Tour in den Pitztaler Urkund mit einer steilen Eisflanke. Am Urkundsattel (3060) queren wir etwas in einen flacheren Gletscherbereich mit einer schönen Spalte. Jetzt geht es ans Eingemachte: Spaltenrettung mit loser Rolle / Mannschaftszug im Gletschergelände. Mit 3 Teams wird geübt. Jeder darf/muss mal runter. Manche können es kaum erwarten, wobei die Leichtgewichte logischerweise die beliebteren Spaltenopfer sind. Ich selbst katapultiere mich in eine V-Spalte, die kaum Bewegung zulässt und von allen Seiten trieft. Ich bin patschnass als sie mich hochziehen. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Rückweg über eine steile Flanke (incl. ein paar Purzelbäumen) auf unseren gewohnten Weg. Ein nepalesisches Dal Bhat gibt es dafür zur Belohnung auf der Hütte.

Der letzte Einsatztag schließlich beschert uns noch Regenwetter und darum eine Indoor-Unterrichtseinheit in Sachen Erste Hilfe und Wetterkunde. Später geht es dann doch noch mal auf den Gletscher und eine Spaltenübung mit Selbstrettung (Prusiktechnik und Gardaschlinge) wird angesetzt. Die derzeitige DAV-Lehrmeinung zur Hintersicherung mittels Eisschrauben wird uns ebenfalls nicht vorenthalten. Zum Abendessen eine hervorragende Gemüselasagne.

Als die Eiskurs-Woche am folgenden Samstag ausklingt, ist sich die Teilnehmerschar einig, eine lehrreiche und alpinistisch hochwertige Woche absolviert zu haben. Sogar das Wetter hat sich nicht lumpen lassen. Der Dank geht an das top-vorbereitete Team der FÜLs. Klaus, Claus, Stefan, Michelle und Rainer. Es war alles drin, Theorie und Praxis, von Kartenkunde bis Spaltenrettung. Das Gelernte zu Üben bleibt selbstredend jedem selbst überlassen. Nicht unwesentlich zu einer phantastischen Woche beigetragen hat das Taschachhaus, das als alpiner Ausbildungsstützpunkt kaum zu toppen ist und vom Seminarraum bis zur Kletterhalle alles in petto hat. Die stets freundlichen Wirtsleute Barbara und Christoph mit ihrem „Taschi-Team“ tun ein übriges, um den Aufenthalt auch kulinarisch zum Erlebnis zu machen. Es hat einfach „gepasst“. Fazit: Als Grundlage für die Vorbereitung eigener Hochtouren ist dieser Kurs ein Muss.


Text: Michael Früh

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