Diashow Mit Schneeschuhen und Schlitten, aber ohne Strickzeug, auf die Pleisenspitze, 13.02. - 14.02.2010 zurück zur Übersicht

Nachdem wir schon letztes Jahr die Tour ins Reich des legendären Pleisen-Toni geplant hatten, wegen Platzmangel auf der Hütte aber bei einem unerwarteten Strickkurs von Albert Hanchek, dem Herrscher und Hüttenwirt der Schwarzenberghütte im Allgäu, landeten, startet wir im Februar 2010 einen zweiten Versuch und waren erfolgreich.

An Faschingssamstag fährt man besser nicht mit dem Auto in die Berge, also entschieden wir uns für die Bahn, was auch überraschend gut klappte. Pünktlich um 12.30 h konnten wir in Scharnitz bei herrlichem Wetter den Zug verlassen und starten. Unser erstes Ziel war der Gasthof Wiesenhof, direkt am Abzweig zur Pleisenhütte gelegen, zum Schlitten fassen. Diese musste nun inkl. eines Abstechers zum Stachelkopf gut 850 Hm zur Pleisenhütte hochgezogen werden. Spaß machen sollten sie also erst am nächsten Tag.

Durch wunderschönen Winterwald stiegen wir, die Schlitten am Rucksack ziehend, bis ca.100 Hm unterhalb der Pleisenhütte auf. Hier zweigten wir ins unverspurte, aber recht bewaldete und daher 'stachelige' Gelände (nomen est omen?) ab um den Stachelkopf (1668 m) zu besteigen. Der Stachelkopf ist ein sonderbarer Geselle. In der Karte wohl als Gipfel verzeichnet findet man den höchsten Punkt im Ausläufer des Südwestgrats der Pleisenspitze meiste nur mittels GPS, da die ganzen Grathubel dort wenig prominent sind und auch kein Gipfelkreuz weit und breit zu sehen ist. Trotzdem lohnt der kurze Abstecher dorthin mit Schneeschuhen, denn man genießt wunderbare Ausblicke ins lange Karwendeltal. Zurück zum Abzweig waren es nur noch wenige Minuten bis wir an der Pleisenhütte (1757 m) ankamen. Tatsächlich konnten wir noch einen der legendären Sonnenuntergänge auf der Terrasse genießen bis uns die Kälte an den Kachelofen der Pleisenhütte trieb.

Von Sigi Gaugg, dem Sohn des legendären Pleisen-Toni, und seinem Freund Macki wurden wir herzlich empfangen und bestens versorgt. Der besondere Charakter der Pleisenhütte zeigte sich schnell. Es ist eine Berghütte im ursprünglichen Sinne, wie man sie nur noch selten findet. Einfach in der Ausstattung, kein Strom, kein fließendes Wasser im Winter, nur Lagerplätze und keine Duschen! Seit Sommer 2009 gibt's jedoch als Luxus eine Toilette in der Hütte. So romantisch das alte Klohäuschen vor der Hütte noch immer ausschaut, diesen neuen Luxus nahmen wir bei - 17 Grad Nachttemperatur gerne in Anspruch. Schnell erliegt jeder dem Zauber der Öllämpchen die auf allen Tischen das sonst übliche elektrische Licht ersetzen und genießt das schmackhafte und frisch zubereitete Essen von Sigi. Es schmeckt noch besser, wenn man weiß, dass er mehrfach in der Woche mit Skiern zur Hütte hochsteigt und die Essenszutaten hoch zu schaffen, die er am Wochenende braucht.

Am Sonntag strahlte die Morgensonne schon zum Frühstück so intensiv, dass wir auf Sigis Öllämpchen verzichten konnten. Gut gestärkt starteten wir Richtung Pleisenspitze (2567 m). Gott sei Dank war das erste Stück durch die Latschen direkt hinter der Hütte schon gespurt, ein armes Schwein ist wer hier zuerst durch muss. Schnell erreichten wir den steilen Südwestrücken der zum hinteren Pleisengrat führt. Auch hier lag im ersten Steilhang eine gute und zur Lawinenwarnstufe 3 passende Spur drin, so dass uns auch in diesem Bereich das Spuren erspart blieb. Häufig werden hier auch die steileren Bereiche gespurt, da überwiegend 'latschenfrei'. Diesen Spuren sollte man aber ab Lawinenwarnstufe 3 unbedingt misstrauen!

Über den Südwestrücken und ein kurzes Flachstück erreichten wir dann den hinteren Pleisengrat mit seinen beeindruckend ausladenden Wechten nach Osten. Hier geht's die letzten Höhenmeter nochmals richtig steil hinauf zum Gipfel und erst von dort oben sieht man deutlich, dass die bestehende Spur 'mutig' an den Wechtenbereich herangeführt wurde. Für den Abstieg beschlossen wir hier etwas mehr Abstand zu halten. Zunächst konnten wir aber eine große Aussicht genießen: Karwendel, Ammergauer, Estergebirge, Wetterstein mit Zugspitze, Mieminger mit Hoher Munde, und weit im Süden Ötztaler, Stubaier Alpen, . und viele weitere Gebirgsgruppen. Besonders unterstrichen wurde diese grandiose Aussicht von der Dunst- und Nebelbildung in den Tälern. Die dortigen Bewohner sehen das sicher anders, aber sie haben ja die Berge mit ihren Gipfeln vor der Tür und können so dem Nebel bei Bedarf auch rasch entkommen.

Der Abstieg zur Pleisenhütte verlief dann in meist gutem Pulverschnee genussvoll und schnell.

Nachdem Sigi am späten Samstagabend noch Unmengen von Kasknödeln für den Sonntag in mit Spezialdesign (mehr Bulette, denn Knödel) geformt hatte, stand fest dass einige davon noch vor der Schlittenabfahrt in unseren Mägen verschwinden werden. Das Design mag außergewöhnlich sein, der Geschmack ist es ebenso, außergewöhnlich gut! Für sich genommen schon ein Grund immer wieder zur Pleisenhütte zurück zu kehren.

Irgendwann ging's ans Adieu sagen und zur rasanten Schlittenabfahrt. 850 Hm auf bestens präparierter Piste hinab zur jungen Isar. Glücklich, wer da am Vortrag einen Schlitten hochgezogen hatte. So landeten wir in unter einer halben Stunde und mit extrem viel Spaß wieder im Tal.

Die Heimfahrt mit dem Zug brachte uns noch ein paar besondere Erlebnisse. Die Kundenangst des Bordbistropersonals des ICEs war uns schon einige Schmunzler wert. Richtig gut war aber die Plälzer Ausflugsgruppe in welche wir rein geraten sind. Kühltaschen voll mit Pfälzer Leber- und Schinkenwurst, Pfälzer Wein, Schnaps und Bier, nichts hat ihnen gefehlt und nichts was sie während der 2 Stunden nach Stuttgart nicht probierten und uns auch anboten. Helge, unser Vegetarier, wurde dann zur echten Herausforderung für die Pfälzer. Schaffen sie es ihm Leber- oder Schinkenwurst unterzujubeln? Darf man ihm Schnaps anbieten? Immerhin könnten in den Ursprungsfrüchten ja Würmer gewesen sein! Helge blieb standhaft und die Pfälzer waren so beeindruckt, dass sie ihn fotografieren mussten. Er war wohl der erste Vegetarier ihres Lebens.

So bleibt am Ende dieser Tour mehrfach herzlich Danke zu sagen. Danke an Sigi und Macki für die schöne Atmosphäre auf der Pleisenhütte, danke an Ingo für die Unterstützung als 2. FÜL und danke an die Teilnehmer der Tour, die eine herrlich harmonische Gruppe bildeten.

Pleisenhütte, Tel. 0043/664/9158792

Kai's Bildergeschichte (PDF, 6,1MB)

Text und Bildergeschichte: Kai Schroeder