Diashow Mit Schneeschuh, Snowboard und Tourenski in und um Bergün, 25. - 27.02.2011 zurück zur Übersicht

Leiter: Kai Schroeder

Bergün ist den allermeisten nur als recht idyllischer Durchgangsort der Albulapassstraße bekannt. Dass man dort auch hervorragende Wintertouren machen kann, wissen die wenigsten. Allerdings sind die Touren dort überwiegend anspruchsvoll und setzen eine sichere Lawinenlage voraus. Auf jeden Fall gibt es dort Touren zu entdecken, die in unseren Gefilden eher unbekannt sind, wie den Igl Compass oder den Piz Fallo. Und wer einmal auf den K2 möchte ist hier auch richtig, zumindest wenn es der Bergüner K2 sein soll.

Also hat sich eine große Gruppe von Wintersportfreunden aus dem Remstal und Umgebung nach Bergün begeben und bezog dort Quartier im '0-Sterne' Hotel von Bergün, der ehemaligen Zivilschutzanlage. Deren Werbung '0% Komfort - 100% Spaß' trifft voll und ganz zu, v.a. wenn man dann noch Gitarre, Ukulele und Remstäler Wein dorthin mitnimmt.

Nach einem ausgiebigen 'Liederabend' mit 'Olaf und seinem Frauenchor', der uns erst zu recht fortgeschrittener Stunde unsere 'Suite' im Hotel aufsuchen ließ, ging es dann am Samstag zunächst mit der Rhätischen Bahn hinauf nach Preda. Das Schöne daran, dieses Stück lockte für den Rückweg mit einer 6 km langen Rodelbahn zurück nach Bergün.

Unser Ziel war der Piz Fallo (2556 m). Ein Berg der leichteren Sorte in diesem Gebiet, denn das Lawinenbulletin gab Warnstufe 3, erhebliche Lawinengefahr also. Unserer Einschätzung nach war es gut und gerne auch 3+. Der Anstieg geht anfangs durch lichten Wald, bis man bei ca. 2.100 m auf freie Hänge trifft. Hier lag trotz Südexposition recht viel, aber schon sulziger Schnee. Ein erstes Zeichen, dass der Wind in den letzten Tagen ganze Arbeit geleistet hatte und die Lawinenwarnstufe ernst zu nehmen. In recht müheseliger Spurarbeit ging es Richtung Gipfel. Die letzten Meter hinauf zum Sattel kurz vor dem Gipfel waren steil und mit mächtigen Wechten gekrönt. Zudem begleiteten ständige 'Wumm'-Geräusche unseren Weg. Alarmstufe rot also! Kontrolliert wurde dann von Kai versucht aus möglichst flachem Gelände heraus und von möglichst weit oben in den Sattel zu queren, während sich die restliche Gruppe in sicherem Abstand befand. Es kam wie es kommen musste, ein Schneebrett krachte runter. Verschüttet wurde niemand, da das gesamte Vorgehen geplant und kontrolliert war. Nur unser Gipfel war durch dieses Manöver dann auch erreicht, es war der Piz Fallo junior, mit 2.550 m fast so hoch wie sein großer Bruder.

Beim Abstieg kam dann alles zum Einsatz, was wir dabei hatten: Schneeschuhe, Snowboard, Tourenski, Zipflbob. Dabei ist anzumerken, dass der Zipflbob die schlechteste aller Alternativen war. Zudem trug ein Teilnehmer sein Snowboard wieder ins Tal runter, da er noch zu sehr unter den Anstrengungen des letzten Liederabends litt.

Ab Preda konnten dann auch die Schneeschuhbergsteiger ordentlich Fahrt aufnehmen, denn nun ging's mit den Leihrodeln hinunter nach Bergün. Nur der Zipfbob versagt auch hier und wurde getragen, welche Schmach! Nach dieser Abfahrt wurde Bergün auf jeden Fall schnell in Rodelgün umgetauft!

Am Sonntag hatte dann das Wetter umgeschlagen. Hatten wir Samstag noch strahlenden Sonnenschein, so schneite es nun bei dichter Bewölkung. Auch die Lawinenwarnstufe war weiterhin 3 und somit war klar, dass um Bergün rum nichts mehr geht. Wir fuhren also nach Stierva, was eh schon auf dem Rückweg lag, und hatten dort das Ziel einen Gipfel im langen Kamm des Feil zu besteigen. P 2072 war das Ziel. Überraschenderweise besserte sich das Wetter schneller, als gedacht. Also sputeten wir uns und stiegen erneut durch lichten Wald bis zu einer großen Alphochfläche auf. Von dort war der Gipfel dann schon auszumachen. Nah schien er, höchstens noch 20 Min. prophezeiten wir. Aber der Wind hatte uns sehr, sehr viel Triebschnee beschwert. Es war eine mühsame Wühlerei und aus den 20 Minuten wurde knapp eine Stunde. Dann waren wir aber oben, bei stürmischem Wind und standen auf knapp 2.200 m Höhe. Alle Höhenmesser kamen zu identischen Ergebnissen. Die GPS-Geräte ebenfalls. Sollten sich bei den Schweizer Kartographen einen Fehler eingeschlichen haben? Unmöglich! Wir konnten das Rätsel zunächst nicht lösen und hörten stattdessen ein Gipfelkonzert von Olaf mit seiner Ukulele. Fest stand, so was hat der Feil bisher weder erlebt noch gehört!

Danach ging's rasch wieder abwärts, denn es zog gnadenlos da oben. Windgeschützt hinter einer Almhütte folgte dann der zweite Teil des Konzerts, der mit Klassikern wie "Azzuro" die Schweizer Berge beglückte. Zu erwähnen ist allerdings, dass wir auf dieser Tour auf keine weiteren Bergsteiger trafen, also alleine dort waren. Nach der Konzerteinlage gab es für Ski und Snowboards zunächst eine Slalomeinlage durch den lichten Wald, danach lockten mehrere Geländekanten Anka zu gewagten, aber gekonnten Sprüngen mit dem Snowboard.

Am Ende kamen alle wieder gesund in Stierva an, sieht man mal von Iras gequetschten und nun schwarzen Zehen infolge zu dicker Socken und zu kleinen Schuhen ab. Da half dann ein Schluck Prosecco, bevor es wieder heimwärts ging.

TIPP: Das '0-Sterne'-Hotel von Bergün kann v.a. für größere Gruppen sehr empfohlen werden. Große Schlafräume, viele Duschen, Aufenthaltsräume und Frühstück, dabei alles tiptop sauber und gepflegt. Die Betreuung vor Ort durch Frau Flückiger und Frau Grimm ist sehr herzlich und zuvorkommend, man fühlt sich gut aufgehoben dort. Infos unter http://www.berguen-filisur.ch/unterkunft-gastro/la-staila-berguen.html.

Kai's Bildergeschichte (PDF, 3,8MB)

Text: Kai Schroeder
Bildergeschichte: Kai Schroeder