Diashow Hochtour in den Urner Alpen, 04.09. - 09.09.2011 zurück zur Übersicht
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Gletscherbruch und Gipfelglück in den Urner Alpen

Am ersten Septemberwochenende 2011 brachen 7 Alpinisten des Stuttgarter Alpenvereins mit der Sektionsgruppe Remstal zu Hochtouren in den Urner Alpen / Schweiz auf. Bei optimalen Bedingungen bestiegen wir mehrere Gipfel.

Am Freitagmorgen um 6 Uhr fuhren wir in Fahrgemeinschaften in Richtung Schweiz los und erreichten zur Mittagszeit den Sustenpass. Als Einstimmung auf die Touren der nächsten Tage bot sich uns von hier schon ein Ausblick auf die Gletscher und Gipfel, die wir in den nächsten Tagen bezwingen sollten. Wir stiegen bei schönstem Wetter über den neu angelegten, recht ausgesetzten aber schön geführten Klettersteig zur Tierberglihütte auf. Die Hütte steht auf einem Felssporn oberhalb des Steingletschers und bietet eine einzigartige Aussicht auf die Berge und Täler im Sustengebiet und ein wunderschönes Gletscherpanorama. Nach dem „Nachtessen“ genossen wir den wunderschönen Sonnenuntergang und anschließenden Mondaufgang über den Gletschern.

Nach der ersten, noch etwas unruhigen Nacht im Matratzenlager frühstückten wir am Samstag zeitig und brachen vor Sonnenaufgang in zwei Seilschaften auf. Die ersten Sonnenstrahlen erleuchteten die umliegenden Berge rosa und glitzerten auf den Seracs. In der klaren Luft bot sich uns ein grandioser Ausblick, der sich mit jedem erklommenen Höhenmeter ausweitete. Unterhalb des Westgrads erwartete uns mit einem 45°-steilen Eishang die erste Herausforderung des Tages, die wir alle dank Steigeisen und Pickel überwanden. Dann kletterten wir über den ausgesetzten Westgrad Richtung Gipfel. Die Kletterei war relativ einfach (2. Grad), dennoch verlangte das lose Gestein viel Aufmerksamkeit. Wir erreichten nach ca. 3 Stunden den Gipfel des Gewächtenhorns (3420m). Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir das atemberaubende Panorama mit Blick bis zum Matterhorn und stärkten uns, bevor wir östlich auf dem Normalweg über den Gletscher abstiegen. Der Gletscher war relativ aper, so dass wir gut durch den spaltenreichen Bruch kamen. Wir genossen den Nachmittag in der Sonne vor der Hütte bei auch auf 2800m sehr sommerlichen Temperaturen. Am Abend war die Hütte mit vielen Tourengehern sehr gut besucht.

Am Sonntag stand das Sustenhorn (3503m) auf dem Programm. Wir starteten um 6:30 Uhr und stiegen über den Gletscher auf. Es waren viele Seilschaften unterwegs, die sich nach anfänglichem Stau an der ersten Steigung jedoch verteilten. Vom windigen Gipfel bot sich uns wieder ein wunderschöner Ausblick. Das Wetter kippte, als wir mittags an der Hütte ankamen. Trotz des kalten Windes frischten wir am Nachmittag unsere Kenntnisse in Spaltenbergung mit der losen Rolle auf. Abends und nachts gewitterte und regnete es stark, und auch beim späten Frühstück am Montagmorgen lag die Hütte in dichten Wolken. Gegen 10Uhr setzte sich die Sonne durch und die Sichtverhältnisse verbesserten sich so, dass wir aufbrechen konnten. Als wir schließlich den Mittleren Tierberg erreichten, war der Himmel wieder strahlend blau. Vom Nebengipfel beobachtete uns eine neugierige Gams. Nach der Überschreitung der Tierberglücke stiegen wir durch ein enges und steiles Tal Richtung Trift ab. Wir beeilten uns, das Tal zu durchqueren, um die Steinschlaggefahr zu minimieren. Das Gelände war mit Geröll auf dem Eis sehr anspruchsvoll. Schließlich verließen wir den Gletscher und stiegen auf der seitlichen Moräne über Blaubeerstauden ab. Der Übergang zur Trifthütte schien kaum begangen zu sein und so orientierten wir uns an vereinzelten Pfosten und Steinmännchen. Eine Teilnehmerin verdrehte sich im unwegsamen Gelände das Knie, so dass wir nicht wie geplant zur Trifthütte aufstiegen, sondern talwärts wanderten. Der alpine Wanderweg entlang des Tals war mit einigen Leitern und seilversicherten Stellen sowie mehreren Bachquerungen recht anspruchsvoll.
Ein Highlight bot die Überquerung der 2009 fertiggestellten Hängeseilbrücke, die mit 170m Länge und in 100m Höhe über den Gletschersee des Triftgletschers führt. Über Felsen mit Gletscherschliff stiegen wir die letzten Höhenmeter zur wunderschön gelegenen Windegghütte (1887m) auf. Nach mehreren Tagen auf der fast wasserlosen Tierberglihütte bot die Windegghütte mit ihrem Waschhaus und frischem Quellwasser wirklichen Luxus. Wir genossen es umso mehr, da unsere Beine nach 1300Hm Abstieg müde waren.
Bevor wir am Dienstagmorgen zum Abstieg Richtung Sustenpass aufbrachen, begrüßte uns ein neugieriger Fuchs oberhalb der Hütte. Wir stiegen im Bogen ins Tal ab und genossen einen Kaffee in der Sonne, bevor wir uns in Richtung Stuttgart auf den Heimweg machten.

Es war ein wirklich tolles und eindrucksreiches Hochtourenwochenende mit bestem Wetter (frei nach Klaus: jeder wie er’s verdient!), schönen Touren und Gipfelglück vor der wilden Kulisse der Urner Alpen. Ein besonderer Dank gilt unseren Tourenleiter Rainer und Klaus, die uns sicher, kompetent und gutgelaunt auf diesen schönen Touren geführt haben!


Text: Lina Nonnenmacher
Bilder: Lina Nonnenmacher