Diashow Skating Grundkurs im Tannheimer Tal, 13.01. – 15.01.2012 zurück zur Übersicht
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Sieht einfach aus, ist es aber nicht

"Und hep! Und hep! Und hep!" Wir 14 Teilnehmer des Skating-Grundkurses bemühen uns redlich, ordentlich zu "heppen". Sprich: mit den Füssen Skatingschritt, mit den Armen Brustschwimmbewegungen. Die anderen Skifahrer in der Loipe vor der schönen Kulisse des Tannheimer Tals amüsieren sich. Kalt ist es, doch die Anstrengung treibt uns den Schweiß auf die Stirn.

"Das wär' doch gelacht!", dachten sich die meisten wohl, als sie den Kurs buchten. Schließlich hält sich das durchschnittliche DAV-Mitglied für mindestens leidlich fit und auch nicht ganz grobmotorisch. Doch in der Loipe stellt sich recht schnell heraus, dass Langlauf im Skatingstil schwierig und extrem anstrengend ist. Die ersten Übungen holen uns zurück auf den Boden der Tatsachen und oft genug auch auf den eigenen Hintern. Nach dem Aufwärmen versuchen wir erste Schritte mit den nur vier bis sechs Zentimeter breiten Ski, am Anfang noch ohne Stöcke. Das Ziel ist, sich beim Anschieben jeweils über das Standbein zu legen. Legt man sich zu weit, liegt man auf dem Bauch, legt man sich zuwenig, fehlt der Schwung. Vera Kühn und Bettina Rau, unsere Trainerinnen, korrigieren geduldig und loben tapfer, auch wenn einige von uns aussehen wie Kühe auf dem Eis. Doch auch Erfolge stellen sich nach und nach ein. Das „Heppen“ klappt immer besser und als die Stöcke dazu kommen, werden wir auch immer schneller. Hin und wieder schaffen wir es, etwas länger zu gleiten. Dann wissen wir, dass Skaten richtig Spaß macht, wenn man sich die Mühe gibt, die Technik zu üben.

Wann jetzt Stock? Und wo?

Wir lernen am Anfang den Schritt Skating 1-2, bei dem beide Stöcke zugleich eingesetzt werden, immer auf dem gleichen Ski. Die Koordination verlangt uns einiges ab, die Frage, wann denn jetzt welcher Stock/Ski/Schwerpunkt wohin muss, ist nicht immer leicht zu beantworten. Skating fordert die Muskeln und die grauen Zellen zumindest am Anfang gleichermaßen. Außer 1-2 gibt es noch das Diagonalskating, bei dem die Stöcke immer zum anderen Fuß gesetzt werden, wie beim normalen Gehen. Will der Skifahrer richtig Gas geben oder am Berg nicht sofort verhungern, setzt er bei jedem Schritt einen Schub mit beiden Stöcken. Skating 1-2 mit aktivem Armschwung gibt es auch noch. Hier jedoch haben wir ahnungslosen Anfänger große Fragezeichen im Gesicht und beschließen, uns für’s Erste an die ersten drei Varianten zu halten. Nach so viel Denken, Schieben und Heppen (auch die Aufwärmgymnastik und die Sturzübungen sollten noch erwähnt werden) sind dann mittags alle dankbar für eine Pause.

Rauf, runter, rauf, runter…

Am Nachmittag geht es an einen Hügel, den es mit dem Diagonalschritt zu bezwingen gilt. Wieder zeigt sich, dass mäßige Ausdauer nicht ausreicht, um beim Skating richtig Spaß zu haben. Schon nach kurzer Zeit am Hang brennen die Oberschenkel und die Füße fühlen sich an wie Blei. Das Runterfahren allerdings ist ein großer Spaß, wenn auch ein wackeliger. Auf dem Heimweg fahren wir noch ein paar Runden auf einem planierten Parkplatz und feilen an der Technik. Einige besonders Fitte und Motivierte fahren noch eine Runde, der Rest genießt die warme Dusche und ein Nickerchen. Vor dem Abendessen gibt es Technikunterricht mit Schulungsvideos von Weltklasseläufern. Jetzt wissen wir: So soll es aussehen!

Schon beim Spaziergang zum Abendessen in einem Brauhaus im Ort ahnen wir, was uns am nächsten Morgen zu schaffen machen könnte: klirrende Kälte. Sie zieht in weißen Schwaden durch das Tal und wir haben das Gefühl, auf der Stelle festzufrieren, wenn wir uns nicht bewegen.

Schnee wie Styropor

Und tatsächlich: Das Thermometer zeigt -18°, der Schnee quietscht richtiggehend beim Laufen. Allerdings haben wir auch blanke Sonne und eine grandioses Alpenpanorama. Vera und Bettina beschließen, nicht gleich nach dem Frühstück auf die Loipe zu gehen, sondern eine kleine Unterrichtseinheit in Sachen Ausrüstung und Skiwachs einzulegen. Das Wachsen, so lernen wir, ist eine kniffelige Angelegenheit. Ob die richtige Schicht drauf ist, kann über Sieg oder Niederlage, in unserem Fall über Fahrspaß oder Frust entscheiden. Die Zahl der Produkte, der Tricks und Kniffe ist immens. Für Anfänger empfiehlt es sich, die Ski anfangs im Sportladen wachsen zu lassen oder sich Rat von erfahrenen Läufern zu holen. Später in der Loipe zeigt sich, was passiert, wenn sich Schnee und Ski nicht vertragen: Die große Kälte verhindert, dass sich die Wasserschicht bildet, auf der der Ski sonst fährt. Wir kleben auf der Stelle und machen Geräusche als führen wir auf Styropor. Das gibt einigen Teilnehmern den Rest, die ohnehin schon mit Erschöpfung, Fuß- und Knieschmerzen kämpfen. Sie entscheiden sich, das Skaten für heute sein zu lassen und die Landschaft zu Fuß zu genießen. Die Anderen üben fleißig und machen große Fortschritte, vor allem als unsere Trainerinnen jedem einzelnen per Videoanalyse zeigen, wo noch Schwächen sind.

Wir kommen wieder!

Das Tannheimer ist an diesem Sonntag gut besucht, trotz der Kälte. Auf den Loipen drängen sich die Fahrer. Es wird deutlich, dass Langlauf, vor allem im klassischen Stil, ein echter Volkssport ist, der bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann. Auch das Auge kommt nicht zu kurz. Alpenpanorama gibt es, Winter-zauber-Landschaft und in der Loipe Outfits vom Feinsten. Von lila Lycra über die ausgebeulte Jogginghose bis hin zur Hyper-Funktionskleidung vom letzten Schrei wird im Schnee einiges geboten in Sachen Mode. Wir hatten ein wunderbares Wochenende - vielen Dank an unsere tollen Trainerinnen! Dank Vera und Bettina hatten wir in sehr kurzer Zeit schöne Erfolgserlebnisse. Einige von uns werden sicher auf die Skatingski zurückfinden, das wär’ doch gelacht!



Text: Stefanie Kapp
Bilder: Stefanie Kapp