Diashow Ausfahrt nach Kaisers, 26.08.-29.08.2012 zurück zur Übersicht
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Als frischgebackenes Vereinsmitglied war ich sehr gespannt, was mich bei meiner ersten Ausfahrt mit dem DAV erwarten würde. Mit dem Vortreffen im Biergarten des Vereinsheims in Kernen ging es schon gut los. Ich war überrascht darüber, wie unterschiedlich die Teilnehmer waren: zwischen 25 und 70 Jahren war alles vertreten, und auch was die Bergerfahrung betrifft war vom blutigen Anfänger bis zum alten Hasen alles dabei. Insgesamt schien es eine lockere und sympathische Truppe zu sein – ein erster Eindruck, der sich bewahrheiten sollte.
Am frühen Sonntag morgen trafen wir uns voll bepackt und aufgeregt am Stuttgarter Hauptbahnhof, wo gerade die letzten Partygäste des Nachtlebens im Morgengrauen erschöpft zu ihren Zügen wankten. Die Fahrt verlief auch ohne Navi problemlos, wobei unser Adrenalinspiegel auf den letzten Metern doch deutlich in die Höhe schnellte, als wir von der steilen gewundenen Bergstraße zwischen Steeg und Kaisers nach rechts in den ungesicherten Abgrund blickten. Gut angekommen stellten wir erst einmal fest, dass es auf 1500 Metern doch um einiges kälter ist als im Stuttgarter Kessel, und bezogen dann unsere Zimmer im neu renovierten Edelweißhaus. Die geräumigen Zimmer und die tolle Ausstattung ließen dabei eher an eine Pension als an eine Berghütte denken, sogar Handtücher bekamen wir gestellt.
Am frühen Nachmittag ging es dann trotz des durchwachsenen Wetters los zu einer dreistündigen Aufwärm-Tour durchs Almajurtal, malerisch am Lauf des Baches entlang. Während wir in der gemütlichen Bodenalm rasteten, riss der Himmel auf, sodass wir im Sonnenschein weiterwandern konnten, den Valluga-Gipfel verheißungsvoll vor Augen. Leider fielen nach kurzer Zeit wieder dicke Regenwolken ins Tal ein, sodass wir umkehren mussten. Für die Nässe von oben wurden wir dann aber mir mehreren strahlenden Regenbögen über dem Tal reichlich entschädigt.
Nach einem üppigen Abendessen und geselligem Beisammensitzen in der Gaststube schliefen wir wie die Murmeltiere, und am nächsten Morgen erwartete uns ein strahlend blauer Himmel bei klirrend kalten 6 Grad. Warm eingepackt ging es um 9 Uhr los, durchs Kaisertal zur Kaiseralm, und von dort rechts in den Aufstieg zum Kaiserjochhaus auf 2310 Meter. Spätestens hier kamen auch die Letzten ins Schwitzen, und auf dem steilen Pfad zeigte sich dann auch, wie es um unsere Kondition bestellt war. Durch einen Bergrutsch im vorigen Jahr war der alte Weg zerstört worden, die Abbruchstelle und das riesige Geröllfeld mit den wuchtigen Felsbrocken flößten uns Ehrfurcht ein. Mit jedem Schritt nach oben wurde die Kaiseralm unter uns kleiner und es kamen immer neue Gipfel zum Vorschein, bis wir glücklich das Kaiserjochhaus erreichten, vor dem die zum Trocknen aufgehängte Wäsche bunt im kalten Wind flatterte. Nachdem wir uns mit allerhand Köstlichkeiten aus der hauseigenen Produktion gestärkt hatten (die Kitzwurst mit Sauerkraut sei hier besonders erwähnt!), teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Wer es ruhiger angehen lassen wollte, konnte den nahegelegenen Malatschkopf (2388 Meter) erklimmen und anschließend auf dem gleichen Weg wieder zur Kaiseralm absteigen.
Die andere Gruppe wählte mit dem Weg über die Kridlonscharte und das Klämmle eine etwas längere Alternative mit anspruchsvollerem Abstieg. Nach anfänglichem Zögern entschied ich mich für diese Variante. Stellenweise mit Seil versichert ging es zunächst durch felsiges Gelände, den Abgrund zur Rechten. Dann wurde der Weg einfacher, und an der Kridlonscharte blickten wir plötzlich staunend in das türkis leuchtende Auge des Hintersees, der sich oberhalb des Kaisertals befindet. Von hier aus konnten wir auch ganz klein in der Ferne die Kirche von Kaisers erkennen.
Bis hierher hatte der Weg vom Kaiserjochhaus aus keine wesentlichen Steigungen überwunden, nun begann der Abstieg. Im Klämmle ging es durch einen mit Tritten und Seilen gut versicherten engen Felsendurchgang steil hinab, was uns teilweise eher an Klettern als an Wandern denken ließ und eine tolle Abwechslung darstellte. Etwas problematisch waren die vielen losen Steine, welche beim kleinsten Schritt ins Rutschen kamen, hinabfielen und somit zu einer Gefahr für die weiter unten stehenden Gruppenmitglieder wurden.
Bis auf ein paar Kratzer an den Händen entstiegen wir dem Klämmle aber unverletzt und um eine Erfahrung reicher, und traten dann den recht langen, aber unproblematischen Abstieg zur Kaiseralm an, wo wir uns wieder mit dem Rest der Gruppe trafen und zusammen zum Edelweißhaus zurückkehrten.
Am nächsten Tag hatten wir zwar einen gehörigen Muskelkater, aber das schmälerte unsere Vorfreude auf die für diesen Tag geplante Tour kaum, zumal auch das Wetter wieder wunderbar mitspielte. Eine halbe Stunde früher als am Vortag marschierten wir wieder zur Kaiseralm, stiegen diesmal aber linker Hand auf. Der Aufstieg mit dem Etappenziel Kälberlahnzugjoch ging über Viehweiden steil nach oben. Während wir uns schwitzend und schnaufend Schritt für Schritt nach oben arbeiteten, lagen die Kühe friedlich im Gras, beäugten uns und fragten sich wohl, warum um alles in der Welt wir uns eine solche Strapaze zumuteten. Der bzw. die eine oder andere von uns fragte sich dies insgeheim vermutlich auch, erst recht als der Weg dann auf dem letzten Stück noch steiler wurde und sich der Untergrund von Gras zu Schotter wandelte.
Oben am Kälberlahnzugjoch auf 2585 Metern angekommen, ließ uns der fantastische Blick dann aber sofort alle Leiden vergessen. Mit frischem Mut machten wir uns an den Abstieg zur Simms-Hütte, welcher zu Beginn mit einigen recht steilen Felspassagen und einem anschließenden ausgedehnten steilen Schotter-/Geröllfeld durchaus auch seine Tücken hatte.
Auch wenn jeder in seinem Tempo unterwegs war, am Ende kamen wir doch alle wohlbehalten auf der Simms-Hütte an, wo wir uns auf der Sonnenterrasse mit den angebotenen Köstlichkeiten von Marmorkuchen bis Käsebrot stärken konnten. Leider trübte sich das Wetter zunehmend ein, und aufgrund der bereits fortgeschrittenen Uhrzeit wurde der ursprüngliche Plan, von der Simms-Hütte weitere 900 Meter nach Holzgau ins Lechtal abzusteigen, immer unrealistischer.
Mit einer beachtlichen organisatorischen Leistung gelang es unserem Leiter Helmut, einen Taxi-Service von der etwas unterhalb der Simms-Hütte auf 1466 Metern gelegenen Sulzlalm ins Tal zu organisieren. Bis dorthin mussten wir allerdings noch zu Fuß gehen und wurden ziemlich nass dabei. Die Taxifahrt ins Tal war dann der krönende Abschluss des ereignisreichen Tages: Der ortskundige Fahrer fuhr den schmalen und holprigen Fahrweg in atemberaubenden Tempo hinab, nur unterbrochen durch einige abrupte Bremsmanöver, wenn es die Fahrbahn kreuzende Gebirgsbäche zu überwinden oder schmale Tunnels im Fels zu durchqueren galt. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und werden diese Fahrt wohl irgendwo zwischen „abenteuerlich“ und „Nahtodeserlebnis“ im Gedächtnis behalten! :-)
Aufgrund der ausgiebigen Touren der zwei Vortage waren wir an unserem Abreisetag dann auch sehr zufrieden damit, ein kurzes und moderates Abschlussprogramm zu absolvieren. Nach einer kurzen Stippvisite in der Käserei in Steeg fuhren wir nach Holzgau, von wo wir in einem etwa halbstündigen Fußmarsch zur Hängebrücke über das Höhenbachtal hinaufstiegen. Diese ist 200 Meter lang und 105 Meter hoch und verschafft mit ihrem „durchsichtigen“ Boden aus Metalgittern sowie ihrer Wackeligkeit selbst dem Schwindelfreisten ein mulmiges Gefühl. Die anschließend geplante Einkehr im Café Uta scheiterte leider an dessen Ruhetag, sodass wir dort nur rasteten, anschließend im Tal noch im Gasthof Bären einkehrten und den Aufenthalt auf diese Weise ausklingen ließen.
Hier endet die Geschichte von meiner ersten Ausfahrt mit dem DAV – ich ziehe ein rundum positives Fazit über diese erlebnisreichen vier Tage und werde mit Sicherheit spätestens im nächsten Jahr wieder dabei sein!


Leitung: Helmut Reinhard

Text und Bilder: Alexandra N.