Diashow Karnischer Höhenweg, 01.07. - 06.07.2012 zurück zur Übersicht
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Nach einer problemlosen Fahrt über München, Kufstein, Felbertauern Tunnel, Lienz kam in Sillian die erste große Herausforderung. Bei 32° im Schatten waren 1300 hm im Aufstieg zu bewältigen, dabei waren es doch nur 9,3 km Entfernung. Wir „11“ schnürten die Wanderschuhe und packten unsere Rucksäcke, mancher überdimensioniert, als wollte man zum Südpol aufbrechen. Über den Helmweg ging es steil empor, so dass gleich am ersten Tag die Wadenmuskulatur auf eine harte Probe gestellt wurde. Obwohl der größte Teil des Weges im schattenspendenden Wald verlief, war bald das erste Hemd durchgeschwitzt. Man schenkte der abwechslungsreichen Pflanzenwelt kaum Aufmerksamkeit, die Hitze stand im Vordergrund. Eine kleine Entschädigung für den schweißtreibenden Aufstieg kam als wir den Leckfeldsattel erreicht hatten und die gegenüber liegende Felszinnen der Sextener Dolomiten erblickten. Nun war es nur noch ein kurzer Aufschwung zum ersehnten Ziel der Sillianer Hütte.

Die geplante Abmarschzeit konnte aufgrund eines Gewitters am nächsten Morgen nicht eingehalten werden. Die Tagesetappe zur Obstanzersee Hütte war kurz und so ließen wir ganz entspannt das Gewitter vorbeiziehen. Ohne Regenschutz konnten wir uns auf den Weg machen. Ein kleiner Aufstieg ist erforderlich um den Kamm mit der faszinierenden Aussicht auf die Dolomiten zu erreichen. Hier oben, wo wir immer wieder die Grenzen zwischen Österreich und Italien wechseln sind noch immer die Erinnerungen an den 1. Weltkrieg sichtbar. Die Hollbrucker Spitze umgehen wir und aufgrund des teilweise stürmischen Windes verzichten wir auf ein Bad im unten liegenden Hochgräten See. Hier oben, wo so mancher Wanderer sehr auf den Weg achten muss begegnen uns zwei Mountainbiker. Das höchste Ziel des heutigen Tages ist am Gipfel des Eisenreich (2665m) erreicht und bald danach zweigt der Weg ab, von wo aus das Tagesziel die Obstanzersee Hütte sichtbar wir. Sie liegt am gleichnamigen See. Zwei von uns wandern noch über den Frugnonisattel und biegen dann erst am Obstanzer Sattel zur Hütte ab. Sonne, Wolken und Regen wechselten sich immer wieder ab und so konnten wir nur zeitweise die Sonnenterrasse nutzen. Wir waren Zuschauer als ein Rettungshubschrauben einen Tierarzt brachte. Während er eine verletzte Kuh versorgte flog die Mannschaft weiter um einen leicht verletzten Bergwanderer am Höhenweg aufzunehmen.

Für den nächsten Tag wurde das Wetter nicht besonders gut vorhergesagt und bereits in der Nacht waren immer wieder Gewitter zu hören.

Auf eigenen Wunsch verlässt uns am 3. Tag eine unserer Teilnehmerinnen und wir „10“ starten bei starker Bewölkung in Richtung Pfannspitze. Hüttenwirt Heinz empfiehlt uns den Aufstieg zur Pfannspitze (2678m), der untere Weg könnte aufgrund des vielen Regens zu aufgeweicht sein. Wir hatten großes Glück und konnten am Gipfelkreuz der Pfannspitze ein klein wenig Aussicht genießen. Durch die Schutthalden des großen Kinigat (Gipfel leider in dichten Wolken) steigen wir zur Filmoorstandschützen Hütte ab, wo wir bei einem kurzen Regen Schutz finden. Nach dem sich der eine oder andere gestärkt hatte stiegen wir weitere 300m bis zum herrlich gelegenen Oberen Stucksee ab. Zwischen unzähligen Blumenarten führt der Weg empor zum Heretriegel und weiter zum Roßkar, wo Pferde mit ihren Jungtieren und Schafe weiden. Von hier aus ist bereits unser Tagesziel, die Porze Hütte zu sehen und auch leider die zunehmenden Wolken. Nach einer kleinen seilversicherten Felsstufe setzte ein kurzes Gewitter ein und dank dem Wind zieht es auch schnell weiter. Auf der Sonnenterrasse der Porze Hütte lassen wir uns u.a. den ausgezeichneten Kuchen schmecken und den Nachmittag gemütlich ausklingen. Der uns vom Hüttenwirt überbrachte Wetterbericht brachte uns etwas ins Grübeln. Stand doch am nächsten Tag die Königsetappe auf dem Programm: fast 19 km Weg, über 1200hm hinauf und über 1300hm bergab. Da sind Gewittervorhersagen alles andere als angenehm.

Das Frühstück um 6.30 Uhr war wie das Wetter, einfach super – keine Wolke am Himmel und etwas windig, so starteten wir gut gelaunt in den langen Tag. Über das Tilliacher Joch steigen wir hinauf in Richtung Bärenbadeck (2430m) weiter zur Kesselscharte, Reiterkarspitz um nur einige der Erhebungen zu nennen. Viele male geht es auf und ab und immer wieder ist die Wegführung über den Kamm gut sichtbar. Einige Stellen benötigen absolute Trittsicherheit und dank des stabilen Wetters wird die Königsetappe zum großen Erlebnis. Sehr abwechslungsreich ist auch hier wieder die Vegetation. Am Luggauer Törl angekommen sieht man in weiter Entfernung das Ziel des Tages, das Hochweissstein Haus. Für einige Mitwanderer gehen heute die Kraftreserven zur Neige und die Last des Rucksackes wird zur Qual. Zur Entlastung wird einem Teilnehmer Gepäck abgenommen und so wanderten wir in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unserm Ziel entgegen. Schmale Pfade mit Wurzeln und Steinstufen fordern in den letzten 1 ½ Stunden nochmals volle Konzentration. Die Blumenvielfalt entschädigt auch hier die Mühen des Weges. Zur Belohnung gab es auf der Hütte wieder tollen Kuchen und im Brunnen vor der Hütte konnten die heiß gelaufenen Füße gekühlt werden. Nach einer ¾ Stunde kam dann wohlbehalten der Rest der Gruppe an. Mit einem tollen Abendessen verwöhnten uns die Wirtsleute und lies den einen oder anderen wieder zu Kräften kommen.

Heute, am vorletzten Tag der Wanderung sind wir auf der Italienischen Hütte das Rifugio Lambertenghi angemeldet. Knapp 150hm Aufstieg waren zum Öfner Joch zu bewältigen bevor uns ein gemäßigter Abstieg zu den Fleonsalmen und der Sella Sissanis hinunter führt. Hier wird vom Almwirt Räucherkäse hergestellt. Ein weicher Waldboden entlastete eine Zeitlang die Beine bevor es langsam ansteigend durch ein herrliches Hochtal dem Giramondopass entgegen geht. Herrlich gelegene Seen und Gesteinsarten in verschiedenen Farben laden hier normalerweise zu einer längeren Rast ein, aber das Wetter verschlechterte sich zunehmend und in der Ferne beginnen die Gewitter. Die Regensachen werden an- und die Rücksackhüllen übergezogen und so steigen wir 200hm durch einen Graben steil ab, durchqueren den Talboden der Wolaye und erreichen bald darauf die Almstraße zur Oberen Wolayeralm. Wir haben Glück und bekommen nur ein paar Regentropfen ab. Mit den Gewitterwolken im Nacken marschieren wir auf der Schotterstraße den ersten Absatz hinauf. Einen weiteren Aufschwung zu Hütte bewältigen wir über einen steilen Steig durch Erlensträucher hindurch, der noch einmal an die Kraftreserven geht, bevor wir endlich das letzte Stück auf der Straße zum Wolayersee einbiegen. Manch einer steuert die nahegelegene Wolayerseehütte an um endlich den Rucksack und die Schuhe loszuwerden. Es sind nur noch ein paar Minuten am See entlang und über eine kleine Anhöhe, dahinter liegt das Tagesziel das Rifugio Lambertenghi. Am frühen Abend verziehen sich die Wolken und einige nutzen die Gelegenheit den herrlich gelegenen Wolayersee bei Sonne zu umrunden. In der gemütlichen Gaststube mit Feuer im offenen Kamin und einem super Abendessen geht unser letzter Hüttenabend zu Ende.

200hm Anstieg zum Valentintörl waren zu bewältigen, bevor der blumenreiche Abstieg, vorbei an den Kellenspitzen und der Hohen Warte, begann. Von der Hohen Warte schallte zum Abschied ein Jodler aus der Wand. Bei immer mehr zunehmender Bewölkung wanderten wir unserem Ziel der unteren Valentinalm entgegen. Breite Wanderwege lassen uns die letzten Meter unbeschwert und mit erhöhtem Tempo absolvieren. Kaum im Gasthof angekommen wurden die Schleusen geöffnet. Starker Regen mit Blitz, Donner und Hagel setzte ein und wir konnten das Schauspiel aus sicherer Entfernung bei einem guten Mittagessen miterleben. Um 12.30 Uhr holte uns das im Voraus bestellte Hüttentaxi Bodner ab und brachte uns in 1½ stündiger Fahrt nach Sillian zurück. Der Regen lies nach und so hatten wir noch einmal Gelegenheit die Bergketten im Hintergrund, über welche wir gewandert waren, vom Tal aus zu bewundern. Am Parkplatz in Sillian wartete bereits die abgestiegene Teilnehmerin und so konnten wir gemeinsam die Heimreise antreten.


Text: Elke Partsch
Bilder: Marc Boeckling, Benoit Labrique, Ingo Pfäffle