Diashow Wolkenhaus 3: Heribert feiert Geburtstag auf der höchsten Hütte der Alpen, der Capanna Regina Margherita – DAS Wolkenhaus schlechthin!, 28.06. - 01.07.2013 zurück zur Übersicht

Es ist schon fast eine kleine Tradition, dass wir zu Heriberts Geburtstag eine Tour in den Bergen unternehmen und auf einer Hütte feiern. Dieses Mal war die Anzahl der Partygäste jedoch sehr überschaubar, denn die Capanna Regina Margherita war das Zeil und die liegt immerhin 4558 m hoch auf dem Gipfel der Signalkuppe im Monterosa. Neben dem Geburtstagkind fanden sich nur noch 3 weitere Gäste dort ein, Günther, Vera und ich.

Im Vorfeld hatten wir alle auch schon etwas Bedenken wegen der Tour. Vernünftig akklimatisiert war von uns natürlich keiner Ende Juni, Zeit hatten wir auch nicht viel, also konnten wir es auch vor Ort nicht langsam angehen lassen, weit zu fahren ist es bis dorthin ohnehin, die Seilbahnen fahren Ende Juni leider auch nur eingeschränkt und eine geschlossene Schneedecke lag zudem noch bis auf 2300 m runter ... also besser auch die Schneeschuhe mitnehmen? Diese Frage stand tatsächlich kurzzeitig im Raum!

Es kam dann jedoch alles besser als gedacht. Die Anreise verlief zügig, die einzige Bahn, die an diesem Tag von Gressoney um 16.30 h zum Punta Indren hoch fuhr erreichten wir locker. Von dort konnten wir dann gemütlich in einer knappen Stunde zur Mantovahütte (3500 m) spazieren, die für die nächsten beiden Tage unser Quartier sein sollte. Heribert hatte wie immer seinen Pulsoximeter dabei und noch waren alle unsere Werte mehr als im grünen Bereich, trotz des Turboaufstiegs von 200 m Höhe in Stuttgart auf 3500 m.

Am zweiten Tag wollten wir eigentlich sehr gemütlich und gemächlich einige der umliegenden 4000er machen, frühzeitig wieder auf der Hütte sein und entspannen. Leider tobte schon morgens ein gewaltiger Schneesturm, der auch den ganzen Tag anhielt. Wir kämpften uns trotzdem im Schneesturm und mittels GPS bis zu den ersten Felsen des Balmenhorns auf ca. 4000 m hoch, danach war aber selbst mit GPS Schluss. Auf dem Rückweg dann noch ein Einkehrschwung in der Gnifettihütte. Nachmittags war dann Erholungsschlaf angesagt und abends sah es draußen leicht besser aus, die Hütte war aber knall voll ... und das ist eine bessere Wetterprognose, als jedes Barometer, ein untrügliches Zeichen, dass am nächsten Tag gutes Wetter werden würde.

Und so war es auch, schon morgens grüßte prachtvoll der Gran Paradiso rüber und kein Wölkchen war mehr am Himmel. Wir haben uns mit dem Start etwas Zeit gelassen, denn wenn 100 Leute von der Mantovahütte und sicher noch mal 200 von der Gnifettihütte zeitgleich losstürmen ist das kein Spaß. Kalt war es nach wie vor, die 0-Grad-Grenze lag auch nur 2700 m, also mussten wir auch nicht befürchten um die Mittagszeit im sumpfigen Gletscher zu 'ersaufen'. Wir sind dann gemütlich um 7 h los und waren mit einigen Pausen pünktlich zum Mittagsessen um 12 h auf der Capanna Margherita. Die letzten steilen 100 Hm sind dabei nochmals so richtig giftig und bei uns auch mit kräftigem Wind gewürzt gewesen. Dort oben ging es uns dann zunächst auch überraschend gut. Günther und Heribert sind noch kurz zum Zumstein rüber, Vera und ich genossen von der Signalkuppe den Blick auf Matterhorn und Co. und die Po-Ebene mit Turin und Mailand über 4000 m unter uns. Eine grandiose, einzigartige Aussicht gibt es dort oben bei gutem Wetter. Gemäß der alten Regel 'um vier ein Bier' haben wir dann auch geschaut, ob sich in dieser Höhe geschmackliche Veränderungen am Gerstensaft zeigen, aber: alles im grünen Bereich, schmeckt so gut wie im Tal! Ganz langsam schlichen sich dann aber doch dumpfe Schmerzen in unsere Schädel, Heribert ist zwar Experte in Sachen Sauerstoffsättigungsanalysen, hat aber als Apotheker leider noch etwas Nachholbedarf und so ist eine entscheidende Erkenntnis dieser Tour: auf der Capanna Margherita hat man die Kopfschmerzen schon vor der (Geburtstags)Party!

Es war aber alles noch sehr erträglich, was auch Heriberts Messungen bestätigten, unsere Sauerstoffsättigung lag weit über dem kritischen Bereich, also konnten wir die Kopfschmerzen getrost ignorieren und dass leckere Abendessen genießen. Wir waren schon überrascht in dieser lebensfeindlichen Höhe und ohne Wasser weit und breit (nur Schmelzschnee) ein 4gäniges Menu aus vielen frischen Zutaten zu bekommen. Die Nacht war etwas unruhig und Heriberts Geburtstagsfrühstück italienisch karg, es bestand überwiegend aus trockenem, ungenießbarem Zwieback. Das wiederum herrliche Wetter entschädigte aber dafür uns so beschlossen wir am letzten Tag, dem Abstiegstag, noch die Vincentpyramide (4215 m) mitzunehmen, da uns ein 4000er doch zu wenig erschien.

Da es nun schon Juli war hatte auch die Seilbahn Regelbetrieb und wir waren schon um die Mittagszeit wieder in Gressoney.

Leider war die Schweiz danach, aus welchen Gründen auch immer, extrem verstopft und so wurde die Heimfahrt noch etwas zur Tortour.


Links mit Infos zur Capanna Regina Margherita:

Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Capanna_Regina_Margherita

Bericht Süddeutsche Zeitung:
http://www.sueddeutsche.de/reise/berghuette-capanna-regina-margherita-auf-schmalem-grat-1.1148048

Hüttenwebsite Capanna Margherita:
http://www.rifugimonterosa.it/DE/hutte/margherita-hutte-italien-signalkuppe.php

Hüttenwebsite Mantovahütte:
http://www.rifugiomantova.it


Kai's Bildergeschichte (PDF, 5 MB)

Text : Kai Schroeder
Bildergeschichte: Kai Schroeder