Diashow Auf kühnen Klettersteigen durch die Brenta, 31.08. - 05.09.2013 zurück zur Übersicht
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Die Variationen, Farben und Formen der Kalkfelsen und Wände in den Brenta Dolomiten zwischen Gardasee und Ortler sind einzigartig auf der Welt. Hohe Pfeiler und riesige Wände wechseln sich ab mit grünen Tälern, Wiesen, Almen und Schluchten mit hohen Wasserfällen. Die Konformation der Felsschichten ermöglichen den Zugang zu den vielen Bändern, die quer in die riesigen Wände einschneiden. Auf diesen Bändern führen die Klettersteige „Via Ferrate delle Bocchette Brenta und Centrale“ von einem Pass zum andern und von Hütte zu Hütte.
Die Anforderungen für diese anspruchsvolle Tour waren entsprechend: Klettersteigerfahrung, gute Kondition für teils über 1000m Auf- und Abstieg, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mit Ausdauer für bis zu 9-stündige Tagesetappen.
Ingo Pfäffle - Bezirksgruppe Remstal - hatte diese Ausbildungstour ausgeschrieben und zusammen mit Michelle Müssig geführt. Ruck zuck war sie ausgebucht.
Eine bunt gemischte Truppe von 11 Kletterinnen und Klettern zwischen jugendlichen 24 und lebenserfahrenen 64 Jahren, in Fahrgemeinschaften zusammengewürfelt startete in den frühen Morgenstunden und traf sich am Rastplatz Nassereith zum ersten Kaffeetratsch.
Klar wurde, dass diese Tour für die meisten Teilnehmer ein lang gehegtes Wunschziel mit großen Erwartungen war. Die günstigen Wetterprognosen trugen zusätzlich zu guter Stimmung bei. Zügig ging es weiter über den Brenner, wo der erste Stau bis Sterzing die Nerven etwas strapazierte. über Bozen und Mezzocorona ging es weiter zum mondänen italienischen Ski- und Wanderort Madonna di Campiglio.
Die Groste-Seilbahn fuhr uns komfortabel bis über 2000m, so dass der Aufstieg zum Rif. Graffer auf 2261m nur geringe Akklimatisation ermöglichte. Hier tummeln sich im Winter tausende Skifahrer unter südlicher Sonne auf weiten Pulverschneehängen. Jetzt konnte endlich der erste köstliche Cappuccino oder auch ein Weizenbier geordert werden.
Nach dem Bettenbezug in 4er und 6er Zimmern war bald Zeit zum Abendessen. Das reichliche Angebot an leckeren Antipasti, primo piatto und dolce ließ die gute Stimmung steigen, und mancher war erstmal mit der Zusammenstellung seines italienischen Abendmenüs ziemlich überfordert. Dass ein ganzer Liter lokaler Fasswein schon für € 10,- zu haben war, sorgte für großzügiges salute. Die anschließende Vorstellungsrunde hinterließ ein gutes Gefühl für anstehende lustige gemeinsame Klettertage.
Zunächst trüb und nebelig ging es am Sonntag in der Früh zum Groste Pass 2443m. Ein gesichertes, stellenweise sehr schmales Felsband führte durch die Ostabfälle des Campanile die Camsci. Nach Rucksackdepot und steiler Kletterei am Cima Falkner 2988m erreichten wir den für diesen Tag höchsten Punkt mit phantastischer Aussicht zu den schneebedeckten Gipfelkuppen des Ortlers und Adamello. über Terassenbänder um die Cima Sella ging der lange Abstieg teils auch über Schneefelder und zuletzt in leichtem Graupelschauer zum Rif. Tuckett 2272m. Ein komfortables neu renoviertes Rifugio mit hervorragender italienischer Küche, flotten hübschen Bedienungen und dem schon bekannten günstigen Vino Rosso ließen den Abend im Fluge vergehen. Auch mit einer am Nachbartische sitzenden englischen 3-er Seilschaft aus Yorkshire gab es lustige Unterhaltung und viel zum Lachen.
Der Montag sollte heftig werden – deshalb Wecken schon vor 6 und Abmarsch 7.30 Uhr. Zum Aufstieg über den steilen Brenta Gletscher zur Bocca de Tuckett 2649m waren die Steigeisen nötig. über mehrere Leitern und Steilstufen ging es auf das Garbariband 3000m. Lang und in schwindeliger Höhe mit teilweisem nebelverhangenem Blick auf den Molvenosee und unzähligen Nachbargipfel zog sich dieses mit oft nur minimalem Absatz eng am Fels entlang. Hier war Klettersteigerfahrung gefragt – insbesondere als an schwierigster Stelle in einer steilen Rinne das Sicherungsseil durch Steinschlag ausgerissen war. Hier zeigte Michelle gute Nerven und sicherte mit eigenem Seil diese heikle Stelle ab, so dass alle mit teilweise zittrigen Knien und Prusikschlingeneinsatz den Abschnitt passierten und danach hörbar aufschnauften. Weiter zog sich die Tour über Rinnen und Gratscharten zur Boccetta Bassa die Massodi und einer 100m hohen Leiterserie zurück auf den Brentei-Gletscher zur Rif. Alimonta 2591m. Grosse Pasta-Portionen stillten beträchtlichen Hunger, aber trotzdem war bei bestem Willen nicht alles zu schaffen. Im komfortablen 13-Bett-Schlafraum unter neuem Holzdachstuhl fand dann jeder schnell zur verdienten Bettruhe.
Bei wolkenlosem blauem Himmel starteten wir die wieder lange Dienstagstour zur Bocca Degli Armi 2749m. Die südlichen warmen Sonnenstrahlen liessen uns schnell ins Schwitzen kommen und Kleiderschichten entledigen. über mehrere Leitern ging es senkrecht bergauf auf ein Band auf der Ostseite mit weitem Blick zum Rosengarten und Marmolada. Am Bocca Camp. Basso wechselten wir auf die Westseite an wieder langen Bändern entlang, wegen engen überhängen oft in Kriechstellung auf allen Vieren zum Rif. Pedrotti. Diese auf Passhöhe liegende tolle Hütte bot weite Aussichten und an dem sonnigen Tag den idealen Ort für eine ausgiebige Mittagspause. Danach musste noch einmal ein längerer Aufstieg in Richtung Cima Tosa erklommen werden, um wieder den mit vielen Leitern abgesicherten steilen Abstieg über den Ambiez-Gletscher zum Rif. Agostini zu bewältigen. Vorsicht war absolutes Muss, ein Ausrutscher wäre fatal gewesen. Rif. Agostini mit seinem schon von weitem sichtbaren dunkelroten Dachaufbau bot wieder den schon obligatorischen Komfort mit bester Küche, Duschmöglichkeiten und einem in Stein gehauenen Kneipp-Wasserbecken, um die geschundenen Füße zu reaktivieren. Als späte Zuglage gab es nach Einbruch der Dunkelheit noch einen makellosen Sternenhimmel mit zum Greifen naher Milchstrasse zu bewundern.
Ein wolkenloser sonniger Mittwoch kündigte sich schon frühmorgens an. Als Frühaufstehergruppe ging es gleich nach dem kleinen italienischen Frühstück über Schrofen hinauf in ein Kar mit einem kühn angelegten Leiternsystem, teils leicht überhängend, auf die Bocca die Due Denti 2859m, um danach zur 12-Apostel-Hütte abzusteigen. Die dort eingelegte Mittagspause wurde noch zum Besuch der von weitem sichtbaren Felsenkapelle genutzt. Viele Gedenktafeln zeugten von vergangenen Tragödien aus den nahen und fernen Bergregionen. Gestärkt ging es wieder in luftige Höhen zur Bocca de Camosci 2789m, um mit Steigeisen gesichert über den langen Gletscher abzusteigen. Der teilweise gesicherte Sentiero Martinazzi führte zum Rif. Brentei 2182m, unserem letzten Nachtdomizil. Dank bester Vorbereitung und hervorragender Führung von Michelle und Ingo lagen nun anspruchsvolle Höhen und Passagen ohne nennenswerte Blessuren hinter uns. Das Wetter war uns hold, die Unterkünfte komfortabel mit üppiger Speisekarte und ohne Staus ging es mit guten Absicherungen auf und ab. Bei ausgiebig Vino Rosso und wieder leckerem mehrgängigem Nachtessen wurde ausgiebig gefeiert und wieder mutig Sprüche geklopft.
Nach kurzer Nachtruhe in alten Eisenstockbetten wanderten wir am Donnerstagmorgen über einen aussichtsreichen Höhenweg, nochmals vorbei am Rif. Tucket, zurück zum Ausgangspunkt Rifugio Graffer, dann ging es mit der Seilbahn hinab zum Parkplatz in Madonna di Campiglio.
Erlebnisreiche Tage liegen hinter uns, die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. So werden wir uns alle noch lange an diese tollen Tage in den Dolomiten der Brenta erinnern.

Herzlichen Dank an Michelle und Ingo von
Tatjana, Gerlinde, Hans, Ann-Katrin, Ronald, Werner, Dagobert, Daniela, Angelika, Elke und Ehrfried.


Text : Ehrfried Vogt
Bilder: Ingo Pfäffle