Diashow Die Frederik-Simmshütte - eine Silvesterhütte? Bericht vom Versuch einer Silvesterfeier 2009 zurück zur Übersicht

Das ist für Mitglieder der Sektion Stuttgart natürlich eine verlockende Angelegenheit - Silvester auf der Simmshütte (2004 m) feiern. Der Winterraum ist klein und fein, Einsamkeit in wildester Lechtaler Bergwelt garantiert.

Gesagt, getan und (fast) geplant . also trafen wir in unterschiedlichen Gruppen am 31.12.2009 im Lechtal ein. Das Wetter war schlecht, sehr mild, im Tal Regen, ab 1400 m nasser Schnee. Der Lawinenlagebericht gab LWS 2 bis 2000 m, darüber 3, also recht grenzwertig für die Simmshütte . wir werden sehen.

Nach 'etwas' verspätetem Start zog die erste Gruppe, sieben Schneeschuhgeher, ein Skitourengeher, ein legendär großer Chilli-con-Carne-Topf und mehrere Liter Wein und Sekt gegen 13 h mit expeditionsähnlichen Tornistern los Richtung Sulzeltal. Drei weitere Skitourengeher wurden später noch erwartet. In den Tunneln vor der Sulzelalm empfingen uns bizarre Eisgebilde, kurz vor der Alm ging der Regen in nassen Schnee über. Schnell war klar, ein Spaß wird der weitere Weg nicht. Sowohl die Schneeschuhe, als auch die Ski versanken ständig bis zu einem halben Meter tief im durchweichten Schnee. Die angepeilten 3 Stunden zur Hütte würden definitiv nicht reichen. Ziel war aber den letzten sehr steilen Hang noch bei Tageslicht zu erreichen, um eine ideale Aufstiegslinie zu finden.

Also ging's weiter, immer im 'belgischen Kreisel', also mit ständigem Wechsel des Spurenden, und erweitert um die Komponente: Wechsel der Topfträger. Punkt 17 h standen wir ziemlich erschöpft bei hereinbrechender Dunkelheit am Beginn der Materialseilbahn zur Hütte. Die Hütte in greifbarer Nähe über uns, nur der letzte steile Hang dazwischen . 45 Grad, laut DAV-Karte . 150 Hm und das im Grenzbereich zu LWS 3. Machbar eigentlich nur, wenn wir abgewehte Rippen oder Rücken darin nutzen können. Das Licht ist diffus, wir meinen welche zu erahnen, also nix wie los.

Das Gelände steilt immer stärker auf, von abgeweht nicht die Spur, sondern im Gegenteil, der ganz Hang ist eingeweht mit kritischen Triebschnee, teils ein guter Meter. Ständige Steilheit messen wechselt ab mit wühlen im tiefsten Triebschnee. Die Schneeschuhe haben wir längst ausgezogen, sie waren an den Füßen in diesem Gelände mehr hinderlich, als nützlich. An den Händen konnten sie dann aber wertvolle Dienste als mobile 'Steilschneegeräte' leisten. Der Höhenmesser sprang schon über die 2000 m - Marke, die Hütte ist trotz Dunkelheit gut zu erkennen und kaum 30 Hm über uns. Nur das Gelände wird immer steiler, messen per Pendelstock ist kaum mehr möglich, Triebschnee wohin der Fuß tritt, die Hand wühlt.

So schwer es fällt, so arg einen der Tunnelblick auch blind macht . 'nur noch wenige Meter, wir müssen da hoch, irgendwie' . Umkehr war an dieser Stelle die einzig sinnvolle Entscheidung. Erst runter merkte dann so mancher wie steil es dort wirklich war.

Sollten wir es weiter rechts nochmals versuchen? Es war dunkel, aber Vollmond. Ein Blick auf die Karte verriet jedoch, dass dort das Gelände auch nicht flacher ist, aber noch muldiger und der riesiger Hang vom Fallenbacher Joch über uns, also: Finger und Schneeschuh weg, zumindest für dieses Silvester.

Gegen 20 h waren wir zurück an der (geschlossenen) Sulzelalm. Der Rückweg dorthin bei Vollmond war mystisch schön. Jetzt wurde erstmals gevespert und getrunken und die Rucksäcke dadurch etwas erleichtert. Einige Skitourengeher kamen erst 2 Bier nach den Schneeschuhgehern dort an und das auch noch mit blutiger Nase! Sind sie einer Gemse oder einem Steinbock in die Quere gekommen? Oder treibt ein Verwandter von Problembär Bruno sein Unwesen im Lechtal? Nein, der Riesentopf war's . der nun nach erneutem Wechsel im Rucksack eines Skifahrers gelandet ist und aufgrund seines Gewichts neue physikalische Gesetze beim Skifahren ins Spiel brachte. Aber wer denkt da schon dran in einer Vollmondnacht . .

Schlimmeres ist Gott sei Dank nicht passiert, wir hatten eine Tierärztin in der Gruppe und so wurde die Nase fachtierärztlich versorgt und zeigt heute keine Spuren mehr die an topfgesteuerte Skiabfahrten erinnern.

Irgendwann quälte uns natürlich die Frage: wohin in dieser nun kalten Silvesternacht. Ein Anruf auf dem Edelweißhaus unserer Sektion war ernüchtern, dort durften wir leider keinerlei Hilfe erwarten. Im Tal angekommen starteten wir noch einige Versuche, aber mit 11 Leuten in der Silvesternacht Platz zu finden war aussichtslos.

Und so fuhren die meisten zurück nach Stuttgart. 2 konnten im Lechtal bleiben, 2 verbrachten die halbe Nacht mit leerem Tank und ohne Alkohol und Handys vor einer geschlossenen Tankstelle bei Kempten.

Wollen wir Silvester 2010 wieder in den Winterraum einer Hütte gehen? Keine Fragen, jederzeit . nur sollten wir dann die Wahrscheinlichkeit das wir sie erreichen schon bei der Planung starten.

Kai's Bildergeschichte (PDF, 1,5MB)

Text und Bildergeschichte: Kai Schroeder