Diashow Wolkenhaus 1: Hochtouren rund ums Brandenburger Haus (3272 m): Dahmannspitze (3401 m) und Weißseespitze (3526 m),
30.06. - 01.07.2012
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Hoch hinausgehen sollte es und v.a. möglichst hoch schlafen war der Ziel einer Tour von drei Remstälern zu Beginn des Bergsommers. Was liegt da näher als der höchsten Hütte des Deutschen Alpenvereins, dem Brandenburger Haus der Sektion Berlin, einen Besuch abzustatten. Die Hütte liegt einem Schloss gleich auf einem Felsriff umgeben von riesigen Gletscherströmen in den Ötztaler Alpen, ein wahres Wolkenhaus in arktischer Umgebung also.

Da der Wetterbericht nur ein kurzes Schönwetterfenster prognostizierte hatten wir max. 2 Tage Zeit. Es deutet sich also ein recht stressiges Wochenende an. Samstag mit dem Auto bis Vent, wo wir, der Vorsaison sei Dank, bis zu den Rofenhöfen fahren und dort parken konnten. Von dort sind es dann noch ca. 1300 Hm und gut 5,5 Stunden reine Gehzeit zur Hütte.

Das Rofental zieht sich über knapp 10 Km bis man endlich am Hochjochhospiz (2413 m) ist. Unser "Remstäler Österreicher" Josef hatte schon am Eingang des Tals einen Einheimischen gefragt, wo denn unlängst unerlaubterweise der Adler in Vent geschossen wurde. Er bekam keine vernünftige Antwort, was sicher nicht an sprachlichen Defiziten lag, denn Josef spricht bis heute besser tirolerisch als deutsch. Der Hüttenwirt des Hochjochhospiz konnte dann das Rätsel lösen, Josef hat ausgerechnet den Schützen gefragt . was den natürlich nicht erfreut hat.

Vom Hochjochhospiz geht es dann endlich auf einem Steig zügig bergauf, bis wir bei 3000 m anseilen und den Gletscher betreten konnten. Der Sommer 2012 hatte noch nicht viele heiße Tage zu bieten, der 30.06. war aber definitiv ein solcher, mit Temperaturen bis 38 Grad in den Tälern Österreichs. So nah das Brandenburger Haus nun auch schien, die letzten 300 Hm auf dem weichen Gletscher glichen einer Hitzeschlacht. Auf der Hütte angekommen hatte dann Anna Pirpamer, die mit 23 Jahren jüngste Hüttenwirtin Tirols, einiges zu tun unseren Durst zu stillen. Doch irgendwann gelang auch das und wir waren wieder fit. Also nichts wie auf den Hausberg Dahmannspitze (3401 m), benannt nach dem Architekten des Brandenburger Hauses. Nicht mal ganz 150 Hm über Blöcke und Firn, kaum 15 Min. und man steht auf einem herrlichen Aussichtsberg. Der Blick reicht von der Wildspitze bis zur Weißkugel und auch zu unseren Zielen des nächsten Tages: der Weißseespitze und dem Fluchtkogel.

Abends gab's dann lecker Essen, mit Granggln (= Preiselbeeren), was besonders unseren Josef freute! Einzig Wermutstropfen war, dass die Hüttenwirtin frühestens um 6 Uhr Frühstück anbot. Es waren halt viele Urlauber mit lokalen Führern auf der Hütte, die eigentlich nur mal auf einer hohen Hütte schlafen, aber keinesfalls schon um 4 Uhr zu einer Tour aufbrechen wollten. Also mussten wir uns der Mehrheit fügen. Nachts lärmte dann kräftig der Fönsturm an der Hütte und Heribert war froh in einer solide gemauerten Hütte zu schlafen.

Der nächste Tag war sonnig und leicht stürmisch. Klar war, wenn der Fön zusammenbricht ist's vorbei mit dem schönen Wetter. Also haben wir uns beeilt und sind kurz vor sieben Uhr los Richtung Weißseespitze. Wenn man nicht im Gletschersumpf rund um's Brandenburger Haus ersaufen will empfiehlt es sich gut 100 Hm Richtung Hintereisspitzen aufzusteigen und erst dann westlich zur Weißseespitze abzubiegen. Was man weder auf der Karte noch beim Blick von der Hüttenterrasse direkt sieht, es geht in Wellen wieder runter bis knapp 3000 m und dann wieder hoch auf den Gipfel, der 3526 m hoch ist. Alles in allem sind es dann vom Brandenburger Haus doch knapp 900 Hm hin- und zurück. Von daher war klar, dass wir dann frühestens um 11 Uhr wieder auf der Höhe des Brandenburger Hauses sein werden und beschlossen somit den Fluchtkogel ein anderes Mal zu besteigen und nicht wie geplant über die Vernagthütte, sondern erneut durch's Rofental abzusteigen. Sowohl das Wetter, als auch der weiche Gletscher, wie auch der eigentliche Grund unserer Tour ließen dies ratsam erscheinen, denn Heribert hatte an diesem Tag Geburtstag!!! Also konnten wir auf der Weißseespitze dann einiges länger feiern, mit original Cuba-Rum und Prosecco.

Die Weißseespitze bietet eine beeindruckende Nordwand und herrliche Ausblicke auf die Weißkugel, das Vinschgau und den Reschensee. Und sie ist der höchste Gipfel in ummittelbarer Nähe des Brandenburger Hauses, Gründe genug also, da mal hochzusteigen.

Wir sind dann erneut über das Hochjochhospiz abgestiegen. Dort spendierte Heribert dann noch Kaiserschmarrn mit . man ahnt es schon, extra für Josef: Granggln! Am Himmel zeigten sich schon düstere Wolken, also ließen wir die Socken qualmen und stürmten das Rofental zurück. Pünktlich mit den ersten Regentropfen sind wir am Auto eingetroffen, perfektes Timing also, wie es der Bergsommer 2012 noch häufiger erfordern wird.


Kai's Bildergeschichte (PDF 3.35 MB)

Text: Kai Schroeder
Bildergeschichte: Kai Schroeder